Lesung Dantes „Göttliche Komödie“ im Plauderton

Über 100 Besucher hörten vor dem Theater Krefeldern Prominenten beim Rezitieren zu.

Lesung: Dantes „Göttliche Komödie“ im Plauderton
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Eine Atmosphäre wie auf einer italienischen Piazza herrschte am Donnerstagabend vor dem kleinen Platz zwischen Mediothek und Theater. Bei sommerlichen Temperaturen hatten sich zahlreiche Menschen um das Dante-Denkmal versammelt. Um den berühmten italienischen Dichter ging es nämlich einen ganzen Abend lang. Anlässlich seines 750. Geburtstages haben Theater und Mediothek in Zusammenarbeit mit der Dante-Gesellschaft und der Bürgerstiftung Krefeld einen Lesemarathon mit 16 prominenten Krefelder Bürgern veranstaltet.

Seitdem die markante Bronzestatue des Dichters vor eineinhalb Jahren aus ihrem Versteck hinter dem Café Coelen nach vorne gerückt ist, bildet sie gemeinsam mit den Stufen, die zum Theater hinaufführen einen kleinen, bühnenähnlichen Platz. Genau dort begann die Lesung, zu der Generalintendant Michael Grosse die Zuhörer begrüßte.

Den Auftakt machte Hans Bungarten, der als langjähriger Leiter der hiesigen „Lectura Dantis“ wohl der kenntnisreichste Leser des Abends war. Er ließ es sich auch nicht nehmen, einige Verse im italienischen Original klangvoll zu rezitieren. In drei Teilen mit jeweils 33 Gesängen beschreibt Dante eine Reise durch das Jenseits, von Hölle über Fegefeuer (Purgatorio) bis hin zum Paradies. Die Lesung beschränkte sich auf das Purgatorio, von dem jeder zwei Gesänge las.

Aus der Übersetzung von Karl Vossler hatte Christine Schmidle eine nochmals gekürzte Fassung erstellt, so dass eine Sequenz eine knappe Viertelstunde dauerte. Nach dem Auftakt beim Denkmal ging es ins Glasfoyer des Theaters, wo 130 Zuhörer die Plätze füllten. Hier lasen Heike Knispel (WDR), Hans-Henning von Grünberg (Hochschule Niederrhein) und Kerstin Abraham (SWK). Mal sachlich, mal im Plauderton aber mit klarem, angenehmen Duktus drückte jeder Sprecher dem Text seinen persönlichen Stempel auf.

Nach einer kurzen Pause ging es in der Mediothek weiter, wo Hausherr Helmut Schroers die Leser treffend ankündigte. Zu ihnen gehörten „Politrentner“ und Altoberbürgermeister Dieter Pützhofen und der Kabarettist Jochen Butz. Als einziger Landsmann Dantes las der Mediziner Lorenzo Bruno mit entsprechend charmantem Akzent. Auch dort füllten mehr als hundert Zuhörer die Plätze.

Auch zum letzten Leseblock im Glasfoyer, der erst gegen Mitternacht endete, blieben viele Besucher. Besonders beeindruckt von dem Abend zeigte sich der aus Berlin angereiste Präsident der Deutschen Dante-Gesellschaft Rainer Stillers. „Es ist schön, dass einmal der Text ganz im Mittelpunkt steht, denn alles führt dorthin.“ sagt er.

Für die nächste Jahrestagung, die im Herbst in Weimar stattfindet, ist eine mehrtägige Lesung des gesamten Textes geplant. Anlass ist das Doppeljubiläum von Dichter-Geburtstag und 15 Jahre Deutsche Dante Gesellschaft. Als Tagungsort 2016 ist wieder Krefeld geplant. „Es gibt in Krefeld eine lange Dante-Tradition. Und das schätzen wir sehr“, sagt Stillers.

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