Die Arbeit der "Kunst-Wächter"

Krefelder Werke bei der Skandal-Ausstellung „Entartete Kunst“ im Jahre 1937.

Die Arbeit der "Kunst-Wächter"
Foto: Döhne

Krefeld. Schnell war die Kommission, die Adolf Ziegler 1937 leitete und den nationalsozialistischen Bildersturm auch über Krefeld fegen ließ. Widerstand war vorher schon ausgeschaltet worden; wie in allen anderen Städten hatte man den Stadtoberen mitgeteilt, dass die Kommission „vollkommene Verfügungsgewalt“ habe. Sie konnte mitnehmen, was sie wollte.

Am 6. Juni 1937 beschlagnahmten die „Kunst-Wächter“ einen großen Teil der Sammlung klassisch-moderner Kunst des Kaiser-Wilhelm-Museums, um einige Werke bereits ab dem 19. Juni 1937 in München in der Ausstellung „Entartete Kunst“ zu zeigen.

In einem Vortrag hat jetzt Thomas Janzen, Mitarbeiter der Kunstmuseen Krefeld, die Ereignisse und Hintergründe der berüchtigten Kunstausstellung geschildert. Ziegler eröffnete die Ausstellung „Entartete Kunst“ mit den Worten: „Sie sehen um uns herum diese Ausgeburten des Wahnsinns, der Frechheit, des Nichtskönnertums und der Entartung. Uns allen verursacht das, was diese Schau bietet, Erschütterung und Ekel.“

Diese Skandal-Ausstellung in doppelter Hinsicht wurde zum Publikumsmagneten und tourte bis April 1941 durch 13 deutsche und österreichische Städte. Für manche der gezeigten Bilder sollte dies ihren Erhalt bedeuten. Was nicht zur Abschreckung und zum Bilden des „deutschen Kunstgeschmacks“ vorgesehen war, landete entweder in einem Getreidespeicher in Berlin als Zwischenstation zur Verbrennung oder bei Kunsthändlern wie Gurlitt, um ins Ausland verkauft zu werden.

Unter der Überschrift „. . . aber auch Museumsbonzen nannten das ‚Kunst des deutschen Volkes’“ hing in Raum 5 der Ausstellung das Gemälde „Kuhmelker“ von Emil Nolde aus dem Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum. Für 2000 Schweizer Franken wurde es in Luzern verkauft und 1949 wieder der Stadt Krefeld geschenkt.

Janzen skizzierte in seinem Vortrag auch die recht unterschiedlichen Verhaltensweisen der Direktoren des KWM in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Max Creutz hatte ab Anfang der 1920er Jahre mit der Ausrichtung auf die zeitgenössische Kunst begonnen — „oft auch gegen den Unmut mancher Krefelder“ — und fast alle der 98 später konfiszierten Werke angeschafft.

Franz Balke, der gerade einmal zwei Monate im Amt war, leistete in „vorauseilender Gehorsamkeit“ gute Vorarbeit für die Ziegler-Kommission, indem er Verzeichnisse „wegen Unbedeutsamkeit gestrichen“ anlegen ließ. Fritz Muthmann setzte den Bestrebungen der Nazis nichts entgegen.

Paul Wember begann ab 1948, wieder eine Sammlung expressionistischer Kunst für das Museum zusammenzutragen. „Doch das ist kein Vergleich zum historischen Bestand“, sagt Thomas Janzen.

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