Die Domina und die Literatur

Lady Ariana erzählte 80 Besuchern aus dem Alltag eines Düsseldorfer SM-Studios. Es war ihr zweiter Auftritt in der Öffentlichkeit.

Krefeld. Eine Domina liest in der Mediothek. Ist sie wirklich echt? Oder nur Zeichen der literarischen Freiheit der Autorin? Die Requisiten, die auf dem kleinen Tisch mit seiner roten Plüschdecke liegen, könnten richtige Werkzeuge für ihre Arbeit sein.

Eine zierliche junge Frau mit einem mal etwas unsicheren, dann wieder verschmitzten Lächeln bereitet sich auf ihre Lesung vor. Sie trägt eine schwarze Korsage über einer langärmeligen weißen Seidenbluse, dazu eine enge schwarze Hose und hochhackige schwarze Stiefel.

Für Lady Ariana ist es erst der zweite große Auftritt bei einer Lesung. Der Piper Verlag stellte als Bedingung, das Manuskript anzunehmen, dass „Lady Ariana für das Buch auch in die Öffentlichkeit geht und sich outet“, erklärt Autorin Astrid della Giustina, ebenfalls zu Gast in der Mediothek. Eigentlich hatte die Schreiberin des Buches „SchmerzLust — Das geheime Leben der Domina Lady Ariana“ nur für den Text eines Fernseh-Werbespots Inspirationen und einen winzigen Einblick in den Alltag einer Domina gesucht. „Da bin ich als Nicht-SM-lerin mal beherzt in ein Düsseldorfer Studio gegangen“, erzählt die Autorin. Ursprünglich sollte es nur für eine Stunde sein, aber sie blieb länger — für ihre Recherche. „Mir standen die Haare zu Berge. Aber dann kam von den Dominas der erste Anstoß, daraus ein Buch zu machen.“

Astrid della Giustina, „die als stinknormale Frau damit nichts am Hut hat“, schrieb zunächst eine Dokumentation, die auch mit Fotos illustriert wurde. Die Krefelder Krimiautorin und Literaturagentin Ingrid Schmitz versuchte, das Thema Sado-Maso als Sachbuch beim Piper Verlag unterzubringen, doch „das war denen zu heftig“. Eine Biografie, das Tagebuch einer Domina, wollte man dagegen schon ins Programm aufnehmen.

Mediotheksleiter Helmut Schroers gesteht bei seiner Begrüßung, dass sein Team noch nervös sei. Es sei zudem das erste Mal in der Geschichte seines Hauses, dass es in einer Boulevardzeitung erwähnt worden sei. Ganz Profi im Literaturbetrieb, weist er darauf hin, dass es oben rechts — und zeigt in das Obergeschoss — eine neue „Bestandsgruppe zu Liebesleben, Erotik und Sexualität“ gibt.

Mit der Resonanz für die nicht alltägliche Lesung ist er hinterher zufrieden. Ein Viertel der 80 Teilnehmer sind Gäste, die Helmut Schroers auch sonst bei seinen Veranstaltungen in der Mediothek sieht. „Ich möchte neue Leute ins Haus holen. Ich bin froh und erleichtert, dass es so gut aufgenommen wurde.“

Die Zuhörer haben einen durchaus vergnüglichen Abend, denn viel Situationskomik bringt sie immer wieder zum Lachen. Übrig bleiben am Ende ein fast leer gekaufter Büchertisch und Anstehen für ein Autogramm. Von der Autorin Giustina will niemand sein Buch signieren lassen — gegen eine echte Domina wie Lady Ariana hat sie keine Chance.

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