Ein Blick in die Welt der Bestatter

Mit „totenmaske“ legt Helene Henke ihr jüngstes Buch vor — einen Krimi. Mit der Hauptfigur Zoe kommt sie dem Tod ganz nah.

Krefeld. Auf dem Titel ist eine junge Frau zu sehen, die sich eine Gipsmaske vor das Gesicht hält: Eine überzeugende, aber gleichwohl ungewöhnliche Illustration des Titels. Der Roman heißt „totenmaske“ und wurde von einer Krefelderin geschrieben.

Helene Henke, Jahrgang 1964, hat eine hübsche, sympathische junge Frau zur Protagonistin ihres Kriminalromans gemacht. Denn wer stellt sich schon vor, dass ein gerade erwachsen gewordenes Mädchen als Bestatterin arbeitet? Zoe tut es gerne und professionell. Doch dann landet ein Altersgenosse mit zwei Freunden auf ihrem Tisch, das Bundeskriminalamt ermittelt — und Zoe verschwindet.

Eine spannende Geschichte, über die natürlich nicht mehr verraten werden soll. Aber wie ist Helene Henke auf diesen Stoff gekommen? „Das Thema Tod hat mich schon immer interessiert“, sagt sie. „Zoe ist ein junger Mensch mit einer alten Seele.“ Helene Henke weiß inzwischen, was für eine Figur ihre Hauptperson ist. Das steht aber nicht von Anfang an fest. Sie entwickelt eine Idee, recherchiert gründlich und spricht mit vielen Menschen über das Thema.

Und dann machen die Personen sich auf eine bestimmte Art selbstständig. „Sie werden zu Stimmen in meinem Kopf“, sagt sie. Stimmen mit Eigenleben. „Manchmal bin ich sehr erstaunt, wenn eine neue Figur auftaucht, oder, wenn ich einen, in meinem Krimi doch nicht sterben lasse.“

Helene Henke gehört also nicht zu jenen, die einen genauen Plan verfolgen. Sie lässt den Stoff und die Figuren sich entwickeln. Deswegen hat sie es auch schwer, Exposés zu verfassen: „Ich weiß doch am Anfang noch nicht, wie die Geschichte ausgeht.“

Sehr wichtig ist ihr Genauigkeit beim Inhalt: „Ich habe großen Respekt vor dem Berufsstand der Bestatter“, sagt sie. Für ihre Akkuratesse und Darstellung bekam sie einen Preis der Zunft.

Ihrer Phantasie lässt sie freien Lauf, hat überall Notizen und Zettel liegen: „Ich habe oft nachts eine überraschende Eingebung, die ich dann sofort notieren muss“, sagt die Autorin. Sie lässt sich inspirieren durch Fernsehen, Bücher und Filme — und durch die Menschen in ihrer Umgebung und Arbeitswelt.

Helene Henke arbeitet im Cinemaxx und kennt die Filmgänger ziemlich gut. Sie schaut genau hin und kann so ihren Figuren Eigenschaften aus dem richtigen Leben verleihen. „Wenn ich schreibe, bin ich immer die Figur, um die es gerade geht “, sagt sie.

Am liebsten liest Helene Henke historische Romane, Krimis dagegen überhaupt nicht. Ihre ersten Bücher, im Fantasy-Genre, hat sie 2007 und 2008 bei dem kleinen Sieben-Verlag herausgebracht. Etwas später hat sie sich mit Kollegen besprochen, die ihr rieten: „Such Dir doch einen Agenten.“

Und das klappte schnell, Henke wird von einer der größten deutschen literarischen Agenturen, Thomas Schlück, vertreten. Der gelang es, die „totenmaske“ bei Droemer unterzubringen. Auf 428 Seiten erzählt sie Zoes Geschichte, die sie innerhalb von vier Monaten zu Papier brachte und dann noch mal komplett umschrieb. „Ich bin völlig in das Buch abgetaucht — dann ist die Realität weg.“ Und so wird es auch vielen Lesern gehen.

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