Ende einer Taxifahrt: Am Friedhof fällt der Vorhang

Zusammen mit René Linke und Nils Voges haben Krefelder Schüler ihren ersten Kurzfilm gedreht.

Krefeld. Ein Mädchen steigt in ein Taxi. Es hat dunkle Ringe unter den Augen, in der Armbeuge ist noch ein Einstich zu sehen. Zum Taxifahrer sagt die Jugendliche: „Egal wohin, Hauptsache weg.“ Das Taxi fährt los und hält an einem Friedhof. „Hier ist Endstation für dich.“ Der Vorhang geht zu.

Die Situation ist nicht echt, dennoch taucht der Zuschauer für sieben Minuten in die Vorstellungen der Schüler der Privatschule Niederrhein ein. Die Schüler sind Teil des Filmprojekts „Blow Up“.

Zusammen mit Dramaturg René Linke und Nils Voges, der als Filmdozent an der Ruhr-Universität in Bochum arbeitet, haben die Schüler in zwei Monaten ihren ersten Kurzfilm gedreht. „Alle Filme setzen in irgendeiner Form das Thema Heimat um“, erklärt Linke, „zusammen mit den Jugendlichen haben wir Ideen entwickelt und dann versucht, sie in Workshops umzusetzen.“

In acht Schulen in Krefeld, Mönchengladbach und Viersen waren die zwei Profis unterwegs und haben mit den Schülern gearbeitet. Dabei waren alle Schulformen von der Hauptschule bis zum Gymnasium vertreten.

„Wie ist ein Film aufgebaut? Wie wird ein Storyboard entwickelt? Oder mit welchen stilistischen Mitteln lässt sich ein Film umsetzen? All das wussten die jungen Filmemacher am Anfang nicht“, so der Dramaturg. „Einige haben gedacht, wir könnten eine Szene mit einem Helikopter drehen. Dass das nicht so leicht ist, mussten wir den Schülern dann erst einmal erklären.“ Linke lacht.

Auch die Zehntklässlerin Jasmin Beyers war überrascht, wie schwer das Filmemachen wirklich ist. „Alleine für 30 Sekunden Filmmaterial haben wir fast den ganzen Tag gebraucht. Das hat total Spaß gemacht, aber ich hätte nie gedacht, dass ein Film so aufwendig ist.“

Jasmins Geschichte handelt von der Musik, hier fühlt sich die junge Frau zu Hause. „Wir haben mit unserer Gruppe dargestellt, wie es wäre, wenn es die Musikschule nicht mehr gibt. Traurig ziehen wir durch die Stadt und vereinen uns dann an einer Bushaltestelle. Hier entsteht eine neue Band.“ Gesprochen wird in Jasmins Kurzfilm nicht, doch die Bilder sprechen Bände. „Die Teilnehmer haben viel mit Nahaufnahmen gearbeitet. In einer Szene ist ein Fuß zu sehen, der auf den Zettel ‚Musikschule geschlossen’ tritt. Ein schönes Bild.“ Nils Voges zeigt sich überrascht über die tollen Ergebnisse der Schüler. „Die Jugendlichen können problemlos mit den Studenten mithalten, mit denen ich sonst arbeite. Für mich war es eine tolle Erfahrung.“

Auch Jasmin ist zum Abschluss des Projekts begeistert: „Vielleicht mache ich so etwas ja mal beruflich. Aber erstmal bin ich gespannt, wie unser Film auf der Leinwand aussieht.“

Für die 19 Kurzfilme, die bei dem Projekt entstanden sind, haben Nils Voges und René Linke ein eigenes Filmfestival geplant. Auf heimischem Parkett werden am 18. März in der Fabrik Heeder die Kurzfilme gezeigt. „Es lohnt sich“, verspricht Linke. „Für mich ist Heimat ein Ort, an dem ich mit kreativen und engagierten Menschen zusammenarbeiten kann. Und diesen Ort habe ich bei unserem Projekt gleich mehrmals gesehen.“

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