Fabrik Heeder: Kultfilm in schönem Ambiente

„Der Himmel über Berlin“ war der Auftakt einer Kinoreihe mit Werken von Wim Wenders.

Krefeld. Mit Mondschein und Sternen hat sich der Himmel über Krefeld am Samstag von seiner schönsten Seite gezeigt — die idealen Voraussetzungen für einen Open-Air-Kinoabend. Mit einer kleinen, anspruchsvollen Themenreihe bietet das Kulturbüro auch dieses Jahr die Möglichkeit zum Filmgenuss bei Kerzenschein im stimmungsvollen Ambiente der Fabrik Heeder.

Diesmal stehen Filme von Wim Wenders auf dem Programm. Und nachdem technische Probleme den ersten Abend mit „Im Lauf der Zeit“ am Freitag ausfallen ließen, startete die Reihe am Samstag direkt mit einem Klassiker: Der 1987 gedrehte und mehrfach preisgekrönte Streifen „Der Himmel über Berlin“ ist inzwischen Kult.

Trotzdem zieht er eher ein überschaubares, aber interessiertes Publikum an. Nicht wegen Wenders, sondern wegen des Ortes ist Hans Jürgen Herzog gekommen. „Ich wollte die besondere Atmosphäre hier erleben“, sagt der kulturbegeisterte Krefelder. Der Innenhof ist auch ansprechend gestaltet. Statt Stuhlreihen gibt es locker angeordnete Tische, an denen sich die Besucher bereits vor Filmbeginn mit einem Glas Wein und Zwiebelkuchen auf den Abend einstimmen können. Für die Verpflegung sorgt die Gaststätte „Kulisse“, die stilecht auch Tüten mit Popcorn anbietet.

Viele haben sich professionell mit Sitzkissen und Decken versorgt, doch die noch immer milden Temperaturen machen das fast überflüssig. Eine fast andächtige Stille herrscht vor Beginn, auch als pünktlich um 22 Uhr der Vorfilm startet. „Rückwärts“ ist ein herrlich skurriler Kurzfilm von 1983, der das eine oder andere Schmunzeln provoziert. Dann fängt das zweistündige Epos von Wenders an, das mit seiner Mischung aus Melancholie und Poesie auch nach 25 Jahren noch zu verzaubern weiß.

Es ist die verrückte Geschichte zweier Engel, von Bruno Ganz und Otto Sander wunderbar gespielt. Von der Siegessäule oder Gedächtniskirche schweben sie von einem stets tristen Berliner Himmel in die geteilte Stadt herab. Die Aufnahmen von Mauer und Todesstreifen sind längst historisch und darum umso eindrucksvoller. Vor allem die Bilder der wüsten Leere am Potsdamer Platz, in der Curt Bois als uralter Homer auf der Suche nach der Vergangenheit herumirrt, gehen unter die Haut.

Bis Bruno Ganz im Film der Liebe wegen auf seine Unsterblichkeit verzichtet, ist es dann schon deutlich nach Mitternacht. Doch passend zum Happy End im Film scheint der Mond noch strahlender in den Innenhof hinein. Was für eine Inszenierung!

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