"Glühwein-Cabarett": Betty Ixkes gibt den Baum

Das Podio stimmte mit vier Comedians vergnüglich auf das Fest ein. Rüdiger Höfken spielt den „Eisbrecher“.

Krefeld. Zum Jahresende geht das Wohnzimmertheater Podio gerne fremd und kredenzt im ausverkauften Pappköpp-Theater jedem Besucher einen Glühwein gratis. Zum beliebten „Glühwein-Cabarett“ angetreten sind vier Comedians — eine gelungene Idee schon deshalb, weil Abwechslung garantiert ist. Schauspielerin Betty Ixkes moderiert die Beiträge zum Zehnjährigen der Veranstaltung als hübsch dekorierter Weihnachtsbaum mit sinnlich-hintersinnigen Liedern und Gedanken.

Ehemann und Alt-Comedian Rüdiger Höfken gibt den Eisbrecher und nimmt den Festtagsstress aufs Korn. Nach Gans, Wein und Gebäck sei die Schönheit des Körpers vor allem eine Frage der richtigen Beleuchtung. Dann warnt er seine Geschlechtsgenossen vor praktischen Geschenken an die Frau. Die Personenwaage mit Fettanteil-Anzeige sei zuletzt gar nicht gut angekommen. Schließlich lässt er die Hauptereignisse des Jahres Revue passieren. Beispiel zu Stuttgart 21: „In Krefeld wären wir froh, wenn der Bahnhof unter die Erde käme und das Seidenweberhaus samt Theaterplatz gleich dazu.“

Der Wiener Bernhard Lentsch führte sich mit guten Krefeld-Kenntnissen ein und lästerte über die eigenen Landsleute. Mit seinem witzigen Workshop für Anmache kommt er gut an. Bis er sich mit einem zu lang geratenen Monolog zu einem unappetitlichen Thema die Sympathie des weihnachtlich gestimmten Publikums wieder verscherzt.

Die kleine Schwäche im Programm überspielen nach der Pause Frank Fischer und Holger Edmaier locker. Der Mainzer Fischer, ein mit 15 Kabarettpreisen dekorierter Muntermacher, parodiert mit starker Mimik Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer. Höchst amüsant macht er sich über Absurditäten des Alltags wie in der Werbung lustig. Seine Beobachtung zur Handy-Manie: „Wer früher auf der Straße vor sich hin redete, hatte einen an der Klatsche.“

Musikkabarettist Edmaier aus Bremen führt mit seiner angenehmen Singstimme nostalgisch in seine Jugendzeit der 80er Jahre und begleitet sich am Klavier. Doch die Harmlosigkeit täuscht, wie seine ironisch-sarkastische Replik auf das Weihnachtsfest zeigt. Köstlich seine „Kritik an allen Weicheiern“: „Stellen Sie sich Pippi Langstrumpf mit Helm vor. Heute hat man Schützer, früher hatten wir Jod.“ Bevor er sich mit einer bissigen Parodie mit Italo-Pop und Mallorca-Feeling sowie tosendem Applaus verabschiedet.

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