Johannespassion - Ein Klangerlebnis wie zu Bachs Zeiten

Christoph Scholz führt die Johannespassion in historischer Praxis auf — ein seltener Genuss.

Krefeld. Die Johannespassion, aufgeführt wie vor Jahrhunderten, lockte am Sonntag viele Musikfreunde in die Alte Kirche. Ein erlesener Genuss erwartete sie dort. Unter der Leitung von Christoph Scholz führten der Chor Cantate, das Barockorchester Cappella 94 und Solisten die Leidensgeschichte Christi auf, wie sie Johann Sebastian Bach umgesetzt hat.

1724 erlebte das Werk seine Uraufführung und wurde im Laufe der Zeit von Bach mehrfach verändert. In der Alten Kirche war die I. beziehungsweise die IV. Fassung zu hören. Den besonderen Reiz machte das Barockorchester aus, das mit historischen Instrumenten für seltene Klangerlebnisse sorgte.

Wie schön, dass Bach auch kleine Solopartien für Instrumenten-Duos als Begleitung der Gesangssolisten vorgesehen hat. Diese Arien gehörten zu den Höhepunkten eines ohnehin ausgezeichneten Konzerts. Unerwartete Klänge bietet Bach in der Arie des Soprans, „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“, in denen die Freude unüberhörbar ist. Der Gesang von Christina Kühne wurde dabei von zwei historischen Querflöten umschlossen. Bei der Arie „Mein Jesu, ach! Dein schmerzhaft bitter Leiden“ begleiten den Tenor Wolfgang Klose zwei Streicher mit der Viola d’amore. „Es ist vollbracht“ bringen die Altistin Angela Froemer, die tiefen Streicher, die kleine Orgel und eine Laute sehr stimmungsvoll zu Gehör.

Bachs emotionales Werk setzte auch der Chor hervorragend um. Er verkörpert die aufgebrachte Menge, die Christus ans Kreuz bringen will: Aufhetzend treibt sie Pilatus zur Verurteilung Christi. Als ruhige Pole in der dramatischen Geschichte wirken der Evangelist (Klose) sowie Petrus (Gregor Finke) und Christus (Christoph Lahme).

Das authentische Musikerlebnis aus dem 18. Jahrhundert zog die Zuhörer so in den Bann, dass sie erst nach einer kleinen Pause der Besinnung und dann im Crescendo lange applaudierten.

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