Jugendliche versuchen sich an kreativen Klangexperimenten

Bei „Boom Tschak“ werden Stimme, Instrumente und Geräusche am PC vermischt.

Krefeld. Anna Kuypers schließt die Augen und wippt im Takt. Die 24-Jährige spielt Geige — auf einem Keyboard. Der sogenannte Midi-Controller ist das Herzstück von „Boom Tschak“, einem Projekt des Werkhauses.

Seit November treffen sich im Südbahnhof Jugendliche, die mit Stimme, Instrumenten, Geräuschen und dem Midi-Controller Klangkollagen am Computer erstellen. „Es geht nicht nur um den kreativen Aspekt, sondern auch darum, gemeinsam etwas zu tun“, erklärt Werkhaus-Geschäftsführer Georg Dammer.

Das Projekt entstand aus einer Aktion, die im Rahmen der „Nachtfrequenz 13 — Die lange Nacht der Jugendkultur“ stattfand. Gemeinsam mit Doga Sagsöz, freiberuflicher Gestalter in Bild und Ton, bot Dammer einen Workshop an. Die jungen Teilnehmer waren begeistert. Und aus dem einmaligen Angebot wurde ein Projekt.

Nun erklärt Sagsöz wöchentlich den Umgang mit dem Programm Cubase 7, einem digitalen Musikstudio. Der 31-Jährige lässt die Teilnehmer verschiedene elektronische Instrumente und Effekte ausprobieren. Es dröhnt hohl, wummert dumpf und klackert blechern. „Man lernt viel. Ich wusste vorher nicht, wie so ein Programm funktioniert“, freut sich Anna.

Den Südbahnhof hat sich das Werkhaus bewusst als Veranstaltungsort ausgesucht. Der Workshop soll Jugendliche verschiedener Einrichtungen zusammenbringen. Georg Dammer stellt den Werkstatt-Gedanken in den Vordergrund: „Der Südbahnhof ist ein guter Ort, an dem man in einer offenen Werkstattform arbeiten kann. Wir wollen über die inhaltliche Ebene Brücken bauen.“

Auf einem Tisch stehen Lautsprecher und Bildschirme. Mit Filzteppichen und Isolierwänden hat man aus dem Gewölbe mit der fünf Meter hohen Decke ein gemütliches Tonstudio gemacht. Nur die gekachelte Wand erinnert noch daran, dass hier mal die Bahnhofstoilette war.

Am Keyboard versuchen sich jetzt der 17-jährige Florian und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Jonas Rentzsch. Die beiden spielen zum Beat im Hintergrund eine kurze Tonfolge. „Sehr cool! Ich nehme das mal auf“, ruft Sagsöz und macht zwei Mausklicks.

Ein bestimmtes Ziel verfolgt die Gruppe nicht. Bei „Boom Tschak“ geht es um das gemeinsame Ausprobieren. Ihre Klangexperimente klingen mal nach Jazzlounge, mal nach Weltuntergang. Mit dem Programm ist von Filmmusik bis zu Werbejingles alles möglich. Jonas schwärmt: „Hier könnte man stundenlang rumexperimentieren.“

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