Kabarett: Rethers grausame Wahrheiten

Der Kabarettist nimmt die Gesellschaft ins Visier.

Krefeld. „Na, wie ist die Freiheit?“, fragt Hagen Rether zu Beginn seines Auftritts im Seidenweberhaus. Dann lehnt er sich zurück und schließt genießerisch die Augen, bevor er fortfährt: „Man merkt oft gar nicht, dass man sie hat.“

In seiner wohltuend ruhigen Art lässt Rether seinen Zuhörern die nötige Zeit zum Nachdenken und vor allem zum Verdauen. Seine Wahrheiten sind knallhart und bisweilen regelrecht grausam. Seine geschliffenen Worte treffen tief ins Mark, mitunter garniert mit beißender Ironie.

Ins Visier nimmt er gesellschaftspolitisch alles, was mit Religion und Umwelt, Krieg und Aggression, Freiheit und Toleranz zu tun hat. Die Politik ist nur eines der Spielfelder, auf denen er sich tummelt — da hebt er sich deutlich von einem Volker Pispers oder Max Uthoff ab. Auch will er im Gegensatz zu vielen Kollegen sein Publikum nicht bekehren, sondern nachdenklich stimmen. Ein Weltverbesserer ist er nicht.

Auch wenn man die NPD als Partei verbiete, ändere dies nichts am Gedankengut der Mitglieder, sagt Rether. „Ideen kann man nicht wegbomben.“ Das gelte für alle Fanatiker. Im Übrigen seien nicht die Linken staatsgefährdend, sondern die Rechten. Linke steckten vielleicht Autos in Brand, Rechte würden Kinder aus der S-Bahn werfen.

Kein Verständnis hat Rether für 50 Jahre verfehlte Migrationspolitik. Da werde eine Muslima, die gut Deutsch spreche, wegen ihres Kopftuchs in einer Talkshow angegriffen. Dazu zitiert Rether einen teilnehmenden Betriebsrat: „Der, wo hier lebt, muss auch mal Deutsch können.“ Der Kabarettist moniert, dass Menschen auf Äußerlichkeiten reduziert werden. Etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Hosenanzüge. Als sie im Kleid mit Ausschnitt zur Gala ging, habe das erstaunte Volk festgestellt, sie habe ja Brüste — davon sogar zwei.

Rether wünscht sich, dass die Menschen zur Ruhe kommen. Warum muss ein Schüler mit 17 Abi machen, wo wir doch heute über 80 Jahre alt werden? Nach dem Master habe er dann den ersten Burnout. „Die Menschen fürchten die Langeweile wie der Teufel das Weihwasser“, sagt Rether. Manch ein Besucher wirkt am Ende recht nachdenklich.

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