Keine leicht konsumierbare Kunst

Die Ausstellung „declaring space“ setzt sich mit Mark Rothko auseinander.

Keine leicht konsumierbare Kunst
Foto: abi

Krefeld. „Angekommen“ — das Motto der diesjährigen Jüdischen Kulturtage passt perfekt zum Krefelder Südbahnhof. So formuliert es Herbert Rubinstein, Projektleiter der derzeit im gesamten Rheinland stattfindenden Kulturtage. Im Rahmen der Ausstellung „declaring space“ ist der Südbahnhof auch zu einem Treffpunkt künstlerischer Begegnungen geworden. Künstler aus Lettland, Großbritannien und Berlin haben für den Ort ein gemeinsames Ausstellungsprojekt entwickelt, das sich mit dem Werk Mark Rothkos (1903-1970) auseinandersetzt.

Rothko, als Jude in Lettland geboren, wanderte bereits als Zehnjähriger mit seinen Eltern nach Amerika aus. Als Vertreter des abstrakten Expressionismus und der Farbfeldmalerei wurde er zu einem der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Am 25. Februar 1970 nahm er sich in seinem New Yorker Atelier das Leben. Genau am 45. Todestag wurde jetzt die Ausstellung im Südbahnhof eröffnet, die der Künstler Manuel Schroeder initiiert hat. Der Gründer und Leiter des Kunstvereins „Raumordnung — Gesellschaft für urbane Kunst und Gestaltung“ hat damit ein Projekt in Krefeld geschaffen, das den Blick über den Tellerrand hinauswagt. „Die Werke der Künstler beziehen sich aufeinander und auf den Raum. Sie beanspruchen und vereinnahmen ihn“, sagt Schroeder.

Auffallend ist die Reduktion von Farbe. Die Werke der fünf Künstler sind in Raumzonen aufgeteilt. In die Höhe streben die Papierbahnen von Maris Cacka. Die schwarzen Strukturen sind Ausdruck widersprüchlicher Gefühle. Zugleich sind diese großflächigen Zeichnungen auch erzählende Wände, die er mit Hilfe einer Stellwand in den Raum hinein fortführt.

An der Fensterseite trennt ein Plastikband einen Bereich ab. Plastik ist außerdem in den drei objektartigen Bildern verarbeitet, aber auch alte Stoffelemente und dunkle Farbe. Alt trifft auf Neu, aber auch Kritik an dem sorglosen Umgang mit Plastik möchte der aus Lettland stammende Künstler Edmunds Lucis ausdrücken. Dass Farbfeldmalerei à la Rothko auch digital funktionieren kann, beweist Manuel Schroeder mit seiner Arbeit „White ist the true colour“. Neun kleine Bildschirme fügen sich zu einem Gesamtbild zusammen, wobei optische Störungen einem perfekten Bild entgegenwirken.

„Malerei ist die Illusion von Transparenz“ sagt der britische Künstler Dillwyn Smith. Entsprechend poetisch sind seine transparenten schwarzen Tücher, die er an der Wand und über Eck im Raum aufgespannt hat.

Neben all diesen reduzierten Arbeiten sticht die Installation „Herzblut“ der Berliner Künstlerin Maike Gräf optisch ins Auge. Aus weißen Blumentöpfen wachsen verschieden große Herzen und weiße Kreuze gleichermaßen heraus. Keine leicht konsumierbare Ausstellung ist hier zu sehen, dafür ein temporär geschaffener Ort, der Fragen aufwirft und neue Bedeutungsebenen eröffnet.

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