Konzert in der Kulturrampe: Mit Inbrunst und Ironie

Songwriter Bernd Begemann vereint viele Gegensätze. In der Rampe singt er große Popsongs ohne einen Hauch von Kitsch.

Konzert in der Kulturrampe: Mit Inbrunst und Ironie
Foto: DJ

Krefeld. Mit roter Gitarre, Standmikro und Jacket steht er da: Bernd Begemann. Ist er Sänger? Dichter? Schauspieler? Wer ihn in der Kulturrampe erlebt, stellt fest, dass er all das zusammen ist. Seine Lieder handeln von Liebe, vom Versagen und von den Tücken des Alltags. Er singt davon, wie er seinen Frieden gemacht hat mit „den Radfahrern, den Arschlöchern von der Deutschen Bank und den Müttern mit Dinkelkeksen auf dem Spielplatz“. Es sind Themen, mit denen jeder etwas verbindet.

Doch Begemann singt nicht einfach seine Texte, er lebt sie geradezu — mit verstörend anmutenden Bewegungen, einer Mimik, die Bände spricht und mit viel Ironie. Mal brüllt er, mal haucht er leise ins Mikro, mal singt er einfach inbrünstig. Selbst Zeilen wie „Ich habe nichts erreicht außer dir, bitte bleib bei mir, denn das Beste an mir sind wir“ klingen keineswegs kitschig.

Das kann es gar nicht, denn immer wieder unterbricht er seine Songs, um Dinge zu erklären oder mit dem Publikum zu kommunizieren. Diese Verschrobenheit macht Begemann sympathisch. Es scheint fast so, als würde er sein Publikum kennen, was vermutlich daran liegt, dass das Publikum meint, ihn zu kennen. Seine Inhalte, die viele nachempfinden können, machen ihn zu jemandem, der selbst im Publikum stehen könnte. Seine schonungslose Offenheit und seine Art, Dinge auszusprechen, die jeder schon mal gedacht hat, machen ihn sehr nahbar.

Gleichzeitig hat er etwas Geniales. Seine Texte sind intelligent und lyrisch. Seine Gestik und sein Auftreten zeigen einen Menschen, der zugleich echt und völlig verrückt erscheint. Man fragt sich, wie Begemann wohl abseits der Bühne ist.

Dass er ein begnadeter Musiker ist, zeigt sein Können an der Gitarre. Doch darum scheint es gar nicht zu gehen, dafür ist er zu wenig fokussiert auf die reine Musik. Nur indem er sich selbst nicht zu ernst nimmt, kann er seine Botschaft transportieren.

Manchmal wirkt es fast ein bisschen traurig, wenn er sich selbst und seine eigentlich großartigen Popsongs ins Lächerliche zieht. Das mag nicht jeder so empfinden, denn im textsicheren Publikum genießen viele einfach einen tollen Abend. Ob es ihnen um die musikalischen und lyrischen Qualitäten geht oder einfach nur um die witzige und verspielte Show?

Egal, was es ist: Bernd Begemann ist ein ganz Großer, den man einfach lieben muss.

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