Kufa: Professor Boerne bittet zum Tanz

Die Band um Jan Josef Liefers gastiert in der Kulturfabrik.

Kufa: Professor Boerne bittet zum Tanz
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wer Jan Josef Liefers nur in seiner Rolle als Rechtsmediziner Professor Boerne im Tatort aus Münster kennt, der würde hinter seinem steifen und arroganten Tonfall keine großartige Singstimme vermuten. Aber so eine hat Liefers. Das bewies er am Montagabend zusammen mit seiner Band, frisch umbenannt in Radio Doria, in der Kufa.

„Die freie Stimme der Schlaflosigkeit“ heißt das neue Album der Band, die bereits seit über zehn Jahren zusammen deutsche Popmusik macht. Das Album, gerade mal eine Woche auf dem Markt, schoss aus dem Stand von null auf Platz sieben der deutschen Charts. Der gut besuchte Konzertsaal bestätigt, dass Liefers auch als Musiker vom Glück geküsst ist.

Und er ist nachtaktiv: Er erscheint geradezu fasziniert von der Nacht und der Andersartigkeit der Dinge in den dunklen Stunden. Das erzählt er in seinen Songs, aber auch dazwischen. Überhaupt erzählt er recht viel und nimmt seinem frisch angeheizten Publikum damit manchmal jäh den Schwung aus dem Tanzbein. Aber das Publikum hört die persönlichen Einblicke in Liefers Gedankenwelt gern und ist beim nächsten Lied wieder startklar, als hätte es gar keine Kunstpause gegeben.

Auch Themen wie Krieg und Tod verarbeitet Liefers in seinen Songs, Balladen treffen auf geballte tanzbare Fröhlichkeit. Der Sound der Band: poppig, herzlich, fliegend. Er erinnert an Bands wie The Fray, Reamonn oder den Soundtrack zum Film „Keinohrhasen“ von Schauspielkollege Til Schweiger. Auch die Filme auf der Rückwand passen zum frischen Berlin-Style.

Weniger passend sind gewollt kunstvolle Momente: Zu einem Klavierstück, das allzu stark an Arvo Pärts „Spiegel im Spiegel“ erinnert, betanzt eine Ballerina die Bühne, und Liefers, rücklings auf dem Boden, liest Zeilen wie: „Ich gebe dir Perlmutt für deine Wehmut und eine handvoll Magnolienblüten für dein Lächeln, dein sonderbares Lächeln.“

Liefers’ stärkste Momente: Wenn er ehrlich ist, direkt aus dem Herzen singt oder sympathisch mit dem Publikum flachst.

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