Matinee: Ein absurdes Spiel um Macht und Mobbing

Richard Dressers „Unter der Gürtellinie“ entführt in eine kafkaeske Arbeitswelt.

Krefeld. "Wenn sie keine Sehnsüchte hätten”, sagt Regisseur Thorsten Duit, "würde ihr Arbeitsalltag perfekt funktionieren.” Aber die beiden Inspektoren Hanrahan (Stefan Diekmann) und Dobbitt (Adrian Linke) sowie ihr Chef Merkin (Christopher Wintgens) haben natürlich Sehnsüchte, schließlich sind sie Menschen.

Und so entspannt sich an ihrem "kafkaesk” wirkenden Arbeitsplatz, einer Fabrik mitten in der Wüste, ein Spiel um Macht, ein von Mobbing durchsetzter Konkurrenzkampf.

Regisseur Duit, die Schauspieler Diekmann und Wintgens (Linke fiel wegen Krankheit aus) und Dramaturgin Ulrike Barnusch stellten jetzt bei einer Matinee im Stadttheater das Stück "Unter der Gürtellinie” des Amerikaners Richard Dresser vor. Premiere ist am 10. Mai in der Fabrik Heeder.

Dresser wurde 1951 in Massachusetts geboren. Nachdem er sich als Theaterautor durchgesetzt hatte, zog er nach New York. Heute lebt er dort und in Los Angeles. Die deutschsprachige Erstaufführung von "Unter der Gürtellinie” besorgte 1998 in Berlin der spätere Schaubühnen-Intendant Thomas Ostermeier.

Was genau in der Fabrik "am Rande der Zivilisation” produziert wird, bleibt unklar, das Well-made Play von Dresser hat auch seine absurde Seite. Die Phantasienamen der Figuren rücken es in vermeintlich noch weitere Ferne, doch im Grunde sollte den Zuschauern die Situation bekannt vorkommen.

Ein geschlossenes System wird präsentiert, gegen dessen Macht der einzelne nicht ankommt. Die Sehnsüchte der einzelnen sind zwar der Sand im Getriebe, doch außer gegeneinander zu kämpfen, bleibt ihnen nichts übrig.

Das Stück sei komisch, sagt Duit, aber hinter kindischem Verhalten blitzten auch Verletzungen hervor. Duit, Hausregisseur am Schauspiel Leipzig, hat die Regie für die Produktion kurzfristig übernommen, er habe ein Faible für "diese absurden neuen Stücke und die Sehnsüchte ihrer Figuren”.

Dressers Werk rufe geradezu danach, dass man es in die Höhe treibe, Ausstatterin Gabriele Wasmuth habe dafür einen "Spielplatz für Große” geschaffen.

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