Premiere: Am Südwall tobt das Leben

Per Telefon können die Zuschauer des neuen Impro-Formats im Kresch bestimmen, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt.

Krefeld. Was im „Hotel Südwall“ passiert, weiß vor Beginn der Vorstellung niemand so genau. Selbst die Darsteller hätten vor der Premiere am Freitag im Kresch-Theater nicht weiterhelfen können. Die Inszenierung, entstanden unter der Leitung von Ilka Luza und Helmut Wenderoth, ist eine improvisierte Fortsetzungsgeschichte: Fest stehen vorab nur die Charaktere und ihre Verbindung zueinander.

Volker Diefes und Bernadette Weßler schlüpfen in die Rolle eines Hotelier-Ehepaares, Silvia Westenfelder in die der exzentrischen Diva, die zurückgezogen im Hotel Südwall lebt. Daneben gibt es noch einen ungarischen Pianisten, herausragend gespielt von Sebastian Fuhrmann, und einen ominösen Gast, der zum „Mädchen für alles“ avanciert, verkörpert von Ilka Luza.

Doch dabei bleibt es nicht. Die erste Hälfte der 90-minütigen Premiere dient dazu, den Zuschauer in das Geschehen einzuführen und ihm die Figuren näherzubringen. Zu sehen sind Szenen aus einem chaotisch geführten Hotel, in dem nichts einwandfrei funktioniert. Dass die Darsteller tatsächlich vieles aus der Situation heraus entstehen lassen, bemerkt man kaum. Das Spiel ist flüssig und temporeich.

Die aufwendige Kulisse stellt die Lobby eines Hotels dar. Details wie ein Aufzug mit verblüffend echter Schiebetür oder Schlüsselfächer, wie man sie aus Hotels kennt, sorgen für ein überzeugendes Ambiente. Nicht zu wissen, was noch kommt, macht das Stück kurzweilig.

In der Pause wird dann das Telefon des Hotels freigeschaltet, so dass die Zuschauer die Möglichkeit haben, aktiv in die Handlung einzugreifen. Nachdem die Hürde des ersten Anrufs überwunden ist, trauen sich immer mehr Zuschauer und wählen die Nummer des Hotels.

So kommt es, dass plötzlich ein holländischer Ganove im Hotel aufschlägt und das „Mädchen für alles“ mit dem Staubwedel bedroht. Diese Szene inspiriert eine andere Zuschauerin dazu, das Hotel zu informieren, dass die Polizei gleich mal reinschauen wird, da sie einen Verbrecher am Südwall vermute.

Aufgabe der Schauspieler ist es, die Anregungen und Einwürfe aus dem Publikum entsprechend in das Stück einzubauen. Das gelingt ihnen ohne Probleme, und als Belohnung gibt es viele Lacher und Applaus.

Die Vorkommnisse dienen natürlich auch als Vorlage für die nächste Folge, die am Mittwoch, 13. November, aufgeführt wird. Ob man beim ersten Teil der Geschichte dabei war oder nicht, spielt keine Rolle. Schließlich wird auch beim nächsten Mal improvisiert. Und am Ende haben es sowieso die Zuschauer in der Hand, dem Spiel noch mal eine ganz neue Wendung zu geben. Es bleibt also spannend.

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