Restauratorin auf Burg Linn – die Fachfrau für schöne Dinge

Christine Lincke arbeitet für ein Jahr als Restauratorin im Museum Burg Linn.

Krefeld. Schon als Kind blieb sie neugierig vor Erdlöchern stehen und wollte sie untersuchen. Der Wunsch, Archäologin zu werden, war da nur logische Konsequenz. Doch der Mutter zuliebe lernte Christine Lincke erst mal etwas „Vernünftiges“. Als Verwaltungsfachangestellte arbeitete sie im Landratsamt ihrer Heimatstadt Nordhausen in Thüringen und merkte bald: Das war nicht das Richtige.

Die damals 21-Jährige ging nach Berlin, um endlich Archäologie zu studieren und machte ihren Abschluss als Diplomrestauratorin für archäologisches Kulturgut. „Ich arbeite sehr gerne manuell und finde die Verbindung von Geschichte und Handwerk unglaublich spannend.“

Ihr Traumberuf hat die heute 32-Jährige viel in der Welt herumgeführt. So nahm sie gleich nach dem Studium in Syrien an Ausgrabungen teil. Ein wunderbares Abenteuer war das für sie, inklusive der „Tausend-Sterne-Unterkunft“ unter freiem Himmel. Auch in der Türkei ist sie gewesen und hat an verschiedenen Museen gearbeitet, zuletzt dreieinhalb Jahre im Römermuseum im Archäologischen Park Xanten.

Jetzt ist sie für ein Jahr im Museum Burg Linn tätig, wo sie eine Kollegin während derer Elternzeit vertritt. Ihr Arbeitsplatz ist die Restaurierungswerkstatt. Die Arbeit in einem Museum gefällt der jungen Restauratorin sehr. „Man bekommt Anregungen von vielen Seiten“, sagt Lincke.

Wie vielseitig ihre Aufgaben sind, sieht man an ihrer jetzigen Tätigkeit. Auf dem Tisch vor ihr steht die lebensgroße Nachbildung eines Pferdekopfes, dessen heller, glatter Oberfläche sie noch den letzten Schliff gibt. Das von ihr modellierte Objekt ist für die Neugestaltung einer Vitrine vorgesehen. Damit sollen archäologische Fundstücke wie eiserne Trensenringe anschaulicher präsentiert werden. „Das ist jetzt in den Museen Trend“, sagt Lincke.

Etwas Besonderes sind die zum Zaumzeug gehörenden Schmuckelemente, die auch als Amulette getragen wurden. Es sind Ketten aus „Melonenperlen“, die auf dem Schlachtfeld von Gellep gefunden wurden — zusammen mit Überresten der Pferde, die in der Schlacht zwischen Römern und Germanen 69 nach Christus gefallen sind.

Für die Präsentation müssen die farbigen Glasstücke, deren Form an Melonen erinnert, neu aufgefädelt werden. Auch das ist Aufgabe der Restauratorin, die mit empfindlichen Dingen umzugehen weiß. Jede Berührung ist für die wertvollen Stücke auch mit Risiken verbunden. „Ich bin diejenige, die alles anfassen darf“, sagt sie. Pläne für die Zeit nach Linn hat Lincke noch nicht, aber sie hofft auf viele spannende Aufgaben in ihrem Traumjob.

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