Tanz NRW Skulpturen tanzen in der Heeder

Choreograph Felix Bürkle hat die Veranstaltung Tanz NRW am Donnerstagabend eröffnet. Er lieferte ein eindrucksvolles Solo.

Tanz NRW: Skulpturen tanzen in der Heeder
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. So etwas hat es in der Fabrik Heeder noch nie gegeben. Fast eine Stunde lang tanzen zwei Akteure mit geschlossenen Augen auf einer leeren Bühne. Mit der Produktion „You, The Other“ startete die Krefelder Serie des Festivals Tanz NRW 15. Die regionale Tanzplattform, an der sich sieben weitere Städte beteiligen, findet zum fünften Mal statt.

Der Düsseldorfer Choreograph Felix Bürkle ist in der Heeder zum ersten Mal zu Gast. In seinem Stück geht er der Frage nach, was passiert, wenn sich zwei Menschen begegnen. Es beginnt auf einer dunklen, leeren Bühne. Die beiden Tänzer, Bürkle selbst und Lihito Kamiya, stehen sich leicht versetzt gegenüber, noch weit von einander entfernt. Zunächst ist jeder ganz auf sich konzentriert, wobei Bürkle schnell den aktiveren Part einnimmt.

Mit erst gestreckten und plötzlich sich verändernden Bewegungen erforscht er erst die Grenzen seines Körpers, dann des Raumes. Wie traumverloren mit weicheren Bewegungen, die nirgends so richtig Halt zu finden scheinen, agiert dagegen Kamiya.

Sie näheren sich an, berühren sich noch nicht. Das erste direkte Aufeinandertreffen ist ein eher zufälliger Zusammenstoß. Während Bürkle davon unbeeindruckt weiter agiert, verharrt sein Partner in einer Position. Als Bürkle über ihn stolpert, versucht er ihn festzuhalten. Aus diesen sehr zögerlichen Anfängen entwickeln sich im weiteren Verlauf enge Körperkontakte.

Es gibt Umarmungen, die in ein Umklammern umschlagen, das kämpferische Züge bekommt. Eine zeitlang versucht Bürkle, der immer noch den aktiveren Part einnimmt, den kleineren zierlicheren Kamiya aufzurichten und zu stabilisieren. Bei manchen Positionen, in denen beide immer wieder kurz innehalten, erinnern sie an lebendige Skulpturen. Sehr akrobatisch wirkt das und richtet den Fokus vor allem auf die perfekte Körperbeherrschung der beiden.

Die schweißtreibenden Aktionen ziehen sich etwas in die Länge bevor gegen Ende das Ganze noch einmal Fahrt aufnimmt. In einem eindrucksvollen Solo distanziert sich Bürkle wieder von Kamiya. Mit hektischen Bewegungen scheint er alle Spuren des zuvor so engen Kontaktes abstreifen zu wollen. Zum Schluss nähert sich Kamiya von links, vorsichtig gehen sie umeinander herum und erst jetzt öffnen beide die Augen. Hätte man das Thema der Blindheit noch differenzierter behandelt, wäre das von der Grundidee spannende Stück etwas weniger eindimensional ausgefallen.

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