Stefan Rademacher über die Jazzattack: „Die Krefelder hören gut zu“

Stefan Rademacher über die Reihe und das hiesige Publikum.

Krefeld. Donnerstagabend geht im Jazzkeller die 250. Session der Reihe Jazzattack über die Bühne. Der Krefelder Bassist Stefan Rademacher und der Gitarrist Axel Fischbacher haben sie 1997 gemeinsam aus der Taufe gehoben. Die WZ sprach mit Rademacher über den speziellen Charakter der Sessions.

Herr Rademacher, was ist eigentlich eine Session?

Stefan Rademacher: Im Normalfall gibt es bei einer Session eine feste Rhythmusgruppe. Dazu stoßen Instrumentalisten, dann wird über Standards, also klassische Jazz-Nummern, improvisiert.

Sie machen das aber anders.

Rademacher: Axel und ich laden abwechselnd Musiker ein. Wir stellen bewusst Besetzungen zusammen. Streng genommen sind das eher Konzerte, die daraus entstehen. Sessions sind es nur insofern, als die Musiker im Idealfall in dieser Konstellation noch nie zusammen gespielt haben.

Das Repertoire legen Sie vorher fest. Gibt es Proben?

Rademacher: Geprobt wird meist nicht. Manchmal bringen Kollegen Eigenkompositionen mit, die man vorher einfach nicht kennt. Dann spielt man am Nachmittag vor der Session vielleicht mal kurz das Thema an.

Und die Arrangements?

Rademacher: Bei schwierigeren Formen wird das Arrangement kurz besprochen. Die Reihenfolge der Soli ergibt sich spontan.

Wie kamen Sie 1997 dazu, die Reihe hier zu etablieren?

Rademacher: Etwa zehn Jahre zuvor hatte ich zusammen mit Axel, dem Saxofonisten Frank Kirchner und dem Schlagzeuger Kurt Billker regelmäßig Sessions in Düsseldorf gespielt. 1997 ergab es sich per Zufall, dass Axel, Frank und ich in oder bei Krefeld wohnten. Da bot sich der Jazzkeller an, in dem damals — abgesehen von Konzerten des Jazzklubs — nicht so viel Livemusik gespielt wurde.

Gibt es inzwischen auch Musiker, die von sich aus mitwirken wollen?

Rademacher: Es hat sich in Musikerkreisen herumgesprochen, dass es die Jazzattack gibt. Manche scheuen auch nicht vor langen Wegen zurück, um bei uns mitzuspielen. Der Gitarrist Carl Orr reist aus London an, der Schlagzeuger Thomas Alkier aus Berlin, im nächsten Halbjahr wird der Gitarrist Peter Wölpl aus München nach Krefeld kommen.

Was macht die Reihe für Sie selbst attraktiv?

Rademacher: Es kommen Wunschbesetzungen zustande. Ich frage einen Musiker, ob er mitmacht, stelle ihm frei, einen Wunschpartner zu nennen, mit dem er immer schon spielen wollte.

Und Ihre eigenen Wünsche?

Rademacher: In der Welt des Jazz gibt es — wie überall sonst auch — verschiedene Teilwelten. Es gibt verschiedene Generationswelten, Stilwelten und so weiter. Ich bin jetzt Ende vierzig. Da ist es nicht der Normalfall, dass man von Leuten unter 30 angerufen wird. Die Jazzattack ermöglicht Begegnungen über Grenzen hinweg. Das ist ungemein spannend.

Und das Krefelder Publikum weiß das zu schätzen?

Rademacher: Dank der langen Geschichte des Jazzkellers, des Jazzklubs und auch unserer eigenen gibt es in Krefeld ein ungemein erfahrenes Jazzpublikum. Die Leute hören gut zu, reagieren an den richtigen Stellen — das ist bemerkenswert. Das fällt auch den auswärtigen Musikern immer wieder auf, dass man hier vom Publikum getragen wird. Das ist ein wichtiger Faktor des Erfolgs.

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