Supersession - Eine Legende kehrt zurück

In den 80er Jahren feierte Waldo Karpenkiel mit der Band Supersession Erfolge. Nun gibt es zwei Revival-Konzerte.

Krefeld. „Es pulste um mich herum, ich kriegte sofort eine Gänsehaut.“ Die Erinnerung daran, wie es für ihn war, zum ersten Mal in einer Big Band am Schlagzeug zu sitzen, ist für Waldo Karpenkiel noch lebendig.

Dieses erste Mal fand für den Krefelder Musiker Ende der 70er Jahre bei einem Sommerkurs in der Akademie Remscheid statt. Damit war die Idee zum wahrscheinlich erfolgreichsten deutschen Rock-Big-Band-Projekt geboren.

1979 rief Karpenkiel die Gruppe Supersession ins Leben, bis 1987 war sie zweimal im Jahr für jeweils bis zu 30 Gigs unterwegs. Für zwei Konzerte wird die Band jetzt reaktiviert.

Karpenkiel, jetzt 63 Jahre alt, hat als Profimusiker halb Europa bereist. Seine Band Kollektiv hat ab 1970 deutsche Jazzrock-Geschichte geschrieben, danach kamen Supersession.

In den USA feierten in den 70er Jahren Bands wie Chicago oder Blood, Sweat & Tears Erfolge, doch in Deutschland gab es vor Supersession keine nennenswerte Rockformation, die mit einem Bläsersatz als Big Band agierte.

In den acht Jahren ihrer Existenz haben an die 60 Musiker bei Supersession mitgewirkt. Sie kamen aus Deutschland, den USA, Bolivien, Kolumbien, Argentinien, Chile, den Niederlanden, Ghana und Bulgarien.

Im legendären „Onkel Pö“ in Hamburg waren Supersession gewissermaßen die Hausband, bei Jazz- und Rockfestivals stand die Band neben internationalen Größen als Headliner auf dem Plakat. Drei LPs wurden veröffentlicht, eine CD-Neuauflage steht leider aus.

„Ich war bei Supersession nicht nur Schlagzeuger, sondern Mädchen für alles“, erzählt Karpenkiel. Er hat die Musiker zusammengetrommelt — pro Tournee etwa zehn bis zwölf —, und er hat das Booking übernommen.

„Das wurde mir irgendwann zu viel“, umreißt Karpenkiel knapp den Grund, warum die Supersession-Zeit 1987 endete. Schwierig genug war es, für die große Gruppe immer angemessene Gagen auszuhandeln. Für Agenturen waren Supersession trotz des unbestreitbaren Erfolges wohl doch zu abseits vom Mainstream.

Zahlreiche Anfragen habe es seit 1987 gegeben, berichtet Karpenkiel, die meisten erschienen ihm nicht seriös. 1996 gab es in der Kulturfabrik ein einmaliges Revival-Konzert. Dass es im Juni zu „Supersession reloaded“ kommt, dazu musste man Karpenkiel aber nicht lange bitten.

Der Deutsche Musikrat — immerhin — hat bei ihm angeklopft. Der „Spitzenverband des deutschen Musiklebens“ richtet vom 22. bis 26. Juni die „9. Bundesbegegnung Jugend jazzt“ in Dortmund aus, hier wird die Supersession am 25. Juni im Jazzclub Domicil das Abschlusskonzert bestreiten — eine besondere Ehre. Die Krefelder Fans können „ihre“ Supersesson bereits am Freitag, 24. Juni, 20 Uhr, in der Kulisse, Virchowstr. 130, erleben.

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