Tänzer erkunden die Schutzzone unter dem Platanendach

Trotz ergiebigen Regens wird die poetische Choreografie „Protected Zone“ zum Erlebnis.

Tänzer erkunden die Schutzzone unter dem Platanendach
Foto: Ran Biran

Krefeld. Ein dichtes Blätterdach kann vor verschiedenen Dingen schützen, etwa Wärme und Licht. Dass es am Sonntag vor allem als Nässeschutz gefragt war, ist dem launischen Krefelder Sommer zu verdanken. Kurz vor Beginn der Uraufführung des Open-Air-Tanzstücks „Protected Zone“ im Schönwasserpark setzte ergiebiger Regen ein. Da sich aber erstaunlich viele Zuschauer im Platanenhain versammelt hatten, trotzten die Tänzer des Kaiser Antonino Dance Ensembles den Umständen und begannen ihre knapp einstündige Performance bei strömendem Regen.

Zum Konzept des Stücks gehört es, dass es für das Publikum keine Sitzplätze gibt. Gemeinsam mit den Tänzern bewegen sich die Zuschauer durch verschiedene Zonen. Das ist einerseits der geschützte Raum unter dem Platanendach, andererseits die unbedachte Wiese dazwischen. Die in dunklen Hosen und T-Shirts unauffällig gekleideten Tänzer, vier Männer und zwei Frauen, agieren an diesen Plätzen in direktem Kontakt zum Publikum.

Wie zufällig lösen sie sich an verschiedenen Stellen aus der Menge heraus und beginnen mit ihrer Performance. Einzeln, zu zweit oder zu dritt, aber auch alle gemeinsam erforschen sie tänzerisch diesen ungewöhnlichen Ort. Die Begrenzung durch das Blätterdach, die erdige Struktur des darunter befindlichen Bodens und im Gegensatz dazu die freie Wiesenfläche, all das wird Thema für den Tanz.

Die Choreografie von Avi Kaiser und Sergio Antonino, die selbst auch als Tänzer agieren, zeigt erneut den für das Ensemble charakteristischen Stil. Von großer Dynamik gekennzeichnete athletische Elemente wechseln mit ruhigen, fast meditativen Passagen. Auf wunderbare Weise fügt sich das Ganze zu einem spannungsvollen und ausgewogenen Stück zusammen.

Wesentliches Element ist dabei die live gespielte Musik. Robert Beck (Klarinette) und Marko Kassl (Akkordeon) steuern einen eigenwilligen, aber sehr vielfältigen Klangteppich bei, den Janine Roeder an einigen Stellen mit sehr emotionalen Gesangspassagen ergänzt.

Der Gesamteindruck wird leider durch die schlechten Wetterbedingungen etwas getrübt. Während das Publikum sich zusätzlich mit Schirmen schützen kann, sind die Tänzer erbarmungslos dem Regen ausgeliefert. Doch die Zähigkeit, mit der sie bis auf die Haut durchnässt weiter machen, sich auf der feuchten Erde und dem quietschnassen Rasen wälzen, ist einfach großartig. Erst in den letzten zehn Minuten lässt der Regen nach, die Sonne schimmert durch das Platanendach und man erahnt, auf welche zauberhaften Naturstimmungen man eigentlich den Schwerpunkt setzen wollte. Für den großen Einsatz, aber auch für ein wirklich gelungenes Stück gibt es am Schluss lang anhaltenden Beifall.

Zweite Aufführung am 22. August, 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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