Theater in der Fabrik Heeder: Das Leben als mediale Show

Das Jugendtheater seziert Vorteile und Fallen der modernen Medienwelt.

Krefeld. Grandios! Nicht anders kann man den Theaterabend nennen, den das Stadtjugendtheater des Kresch an diesem Wochenende präsentiert hat. In der ausverkauften Fabrik Heeder gab es entsprechend jubelnden Applaus. „Fehlbesetzt“ hat das Dutzend junger Menschen seine Auseinandersetzung mit der Mediengesellschaft genannt. Im Untertitel: „Theatraler Essay über die Mediatisierung unseres Alltags.“

Über diesen soziologischen Ansatz haben die Zwölf sich gleich zu Beginn ironisch hergemacht — Ironie und Humor, Bewegung und Stille, Gruppendynamik und emotionales Einzel sind die starken Elemente dieses Stücks. Der Prolog war als Video schon im Vorraum zu sehen, und gleich wurde der Zuschauer eingebunden. „Das ist auch Ihre Premiere“, hieß es. Interaktion hört eben nicht bei den Darstellern auf. So musste eine Zuschauerin nach dem Handy unter ihrem Sitz greifen und bediente, da zur älteren Generation gehörend, alle Klischees vom eher ungeschickten Umgang mit der Technik.

Für die jungen Leute sind Handys, Videos, Facebook und Co. normale Dinge des Alltags, die sie in ihre Gefühle, Wünsche und Hoffnungen integrieren. Sie träumen vom Bachelor oder vom gut aussehenden Arzt in der Serie Scrubs. Aber, und das haben sie wunderbar herausgearbeitet — visuelle Medien sind nicht eindeutig. „Hinter der Kamera habe ich keine Angst“, sagt ein Junge leise zu seiner Freundin. Und lässt die Gefühle an sich heran, indem er die Maschine für einen Moment der Intimität ausschaltet.

Die Doppelbödigkeit wird noch deutlicher bei dem Monolog einer jungen Frau: Ein Video scheint zunächst eine Wiederholung ihrer Sätze zu sein und entpuppt sich als gespenstischer Streit mit ihrem zweiten Ich. Gewissen würden die einen es nennen, Über-Ich die anderen. Mit dem Unterschied: Sie kann den „Papagei“ ausschalten. Das führt zur Frage: Ist mein Leben ein Film? Und bin ich denn wirklich gut besetzt?

Es sind viele köstliche Szenen in diesem Stück: Wie bei einem jungen Mädchen der uralte elterliche knappe Satz „Ein gutes Buch“ vor Ironie trieft und dann mit einem Zitat aus Thomas Mann als wahrhaftig überholt entlarvt wird, zeigt, wie souverän die jungen Leute mit den Medien umgehen. Lob gebührt auch Regisseur René Linke, der die Fäden zusammengeführt hat, und Videodesigner Nils Voges. Beide zeigen zusammen mit den jungen Schauspielern, dass moderne Medien nicht nur beliebiges Beiwerk, sondern Inhalt und ästhetische Komponente des Theaters mit klassischen Elementen zugleich sein können.

Donnerstag, 25. April, 19 Uhr, Freitag, 26. April, 19 Uhr, sowie am 8. Juli um 19 Uhr im Rahmen des Festivals Young Actors On Stage

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