Theater: Willy Lomans große Lebenslüge

Thomas Goritzki inszeniert Millers Tod eines Handlungsreisenden im Stadttheater.

Krefeld. Schon dieser erste Satz ist eine Lüge: "Alles in Ordnung. Ich bin wieder da." Und jeder Zuschauer erkennt sie sofort. Willy Loman spricht sie aus, der traurige Held des Theaters der 50er Jahre, Kehrseite des "American Way of Life" . Arthur Miller hat diesen "Tod eines Handlungsreisenden" geschrieben, ein Stück, das so aktuell ist wie eh und je, sich vielleicht nur in der Interpretation leicht verschoben hat. Regisseur Thomas Goritzki inszeniert es nun am Krefelder Stadttheater. Premiere ist am Samstag um 20 Uhr.

Willy Loman, alt geworden in der Tretmühle seines Jobs, hat die Kündigung erhalten. Er passt nicht mehr ins Geschäft, das von Jüngeren und neuen Methoden dominiert wird. Aber, so Regisseur Goritzki: "Es geht weniger um das Thema Arbeitslosigkeit, sondern darum, dass hier einer mit seiner Lebenslüge nicht mehr zurecht kommt." Ein Mensch, der sich die Frage stellen muss, wer er denn eigentlich ist. Und feststellt, dass alles nicht mehr stimmt. Er steht vor dem Nichts. Die Lüge geht gar soweit, dass er einen Job ablehnt, den ihm der Nachbar angeboten hat.

Die Lebenslüge betrifft nicht nur ihn, sondern auch seine Familie. Und sie nimmt sogar fast archaische Züge an, wie Regisseur Thomas Goritzki meint. Wie in der Bibel: Kain und Abel, Esau und Jakob. Loman versucht, alle Last dem Sohn Biff aufzuladen. Eine klassische Schnittstelle zwischen den Figuren: Keiner entgeht sich, entweder ich oder der andere. Monika Gora, hier gut bekannt, hat das Bühnenbild gebaut, ein eingezäuntes Anwesen.

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