Villa Goecke: Ein Karussell kreist um den Tod

Die Ausstellung „Perpetua mobilia“ wird gezeigt.

Villa Goecke: Ein Karussell kreist um den Tod
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Perpetuum mobile gibt es nicht und wird es auf Erden nicht geben. Ein sich „ständig Bewegendes“, also ein Apparat, der — einmal in Bewegung versetzt — ohne Energiezufuhr in Bewegung bleibt, ist physikalisch unmöglich. Künstlerische „Perpetua mobilia“ hingegen müssen sich nicht an die Physik halten. Drei Ansätze präsentiert die Villa Goecke.

Der 1985 in Meerbusch geborene Oskar Klinkhammer lässt ein bleiches Püppchen schaukeln, ihr (per Ventilator) das Haar aus dem Gesicht wehen, präparierte Heuschrecken, Käfer und Hummeln sich im Kreise drehen. Ort des Geschehens ist ein Terrarium, für die Bewegung sorgen Zahnräder und Antriebsketten. Kleine Glühbirnchen verhelfen dem Werk „Das Karussell“ zu wechselnden Lichtstimmungen.

Es handelt sich um „ein kinematographisches Objekt“, das einen Film von sich selbst generiert. Acht Miniaturkameras sind installiert, die Bilder werden automatisch live gemixt und die Nahaufnahmen schwarzweiß und überlebensgroß projiziert. Ein besonderes Detail ist das Gebiss, das auf den Betrachter zufährt und sich öffnet.

Klinkhammers absurd-makabres „Karussell“ kreist um Tod, Vergänglich- und Vergeblichkeit und flunkert einem vor, man könne ihm ewig zusehen. Man schaut auf jeden Fall lange hin und entdeckt immer wieder neue Details. Alleine dieses Werk lohnt den Ausstellungsbesuch.

Stefan Hoderlein, 1960 in Düsseldorf geboren, ist ein Raver, besucht also gerne Tanzveranstaltungen mit elektronischer Musik. Seine Leidenschaft macht der Künstler im Werk „Jack in the box“ auf ironische Weise zum Gegenstand. Drei Aktenordner stehen unscheinbar im Regal des Büros der Villa, beschriftet mit dem Titel des Objekts — und da bewegt sich doch was?! Durchs runde Loch der Ordnerrücken kann man Ravern auf Miniaturbildschirmen beim Tanzen zusehen. Die bürokratische Präsentation steht im Gegensatz zum Dargestellten und verweist auch auf den Alltag, dem ein Raver vielleicht entfliehen möchte.

Ralf Berger hat sich unter lauter Papier zum Verschwinden gebracht. Bei der Ausstellungseröffnung hat der 1961 in Düsseldorf geborene Künstler in einem kahlen Kellerraum sieben Stunden lang 37 500 Blatt Papier zerknüllt und hinter sich geworfen, bis er selbst ganz von den Knäueln bedeckt war. Davon erhalten geblieben ist ein Video-Mitschnitt durch die , Kamera, die Berger an der Brust trug. Man erlebt also im Nachhinein nur seine Perspektive, im weitesten Sinne ist die „Welterfahrung des Menschen“ Bergers Thema. kMs

Ausstellung bis 26. Oktober, Villa Goecke, Tiergartenstraße 57, geöffnet mittwochs, donnerstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 57 93 94).

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