Kurzarbeit nach Großbrand

Sieben Wochen nach dem Feuer im Compo-Werk ruht die Produktion noch immer. 140 Mitarbeiter sind betroffen.

Krefeld. Von der Hitze verbogene Stahlträger ragen in den Herbsthimmel. Ein Wall aus Sandsäcken erinnert an die Versuche der Feuerwehr, das Abfließen des Löschwassers ins Hafenbecken zu verhindern.

Das ganze Ausmaß des Schadens wird bei einem Gang um die am 25. September abgebrannte 22 400 Quadratmeter große Lagerhalle des Compo-Werkes deutlich. Die Produktion ist seither gestoppt — lediglich die Paletten mit den vor dem Brand produzierten Düngemitteln dürfen verladen werden. Viel ist es nicht mehr.

Das Werk im Hafen ist das einzige der Compo-Gruppe, in dem Düngemittel hergestellt wurden. Eine Verlagerung an einen anderen Standort ist nicht möglich, stellt Betriebsratsvorsitzender Jürgen Lenzen klar. Er muss jetzt erleben, dass am 19. November über 100 Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen, am 1. Dezember weitere 40 — zunächst für ein halbes Jahr. Bei Compo in Gellep sind 185 Mitarbeiter und acht Azubis beschäftigt.

Doch auch in einem halben Jahr wird die Produktion im Compo-Werk nicht wieder auf vollen Touren laufen können. Die Bezirksregierung hat signalisiert, dass für einen Wiederaufbau des Lagers für NPK-Produkte (Stickstoff, Nitrat und Kali) ein komplettes Genehmigungsverfahren erforderlich ist.

„Das kann zwei Jahre dauern“, ahnt Werksleiter Heinrich Leymann, „wenn wir Glück haben, anderthalb Jahre“. Schon jetzt ist klar, dass die Halle in dieser Größe nicht wieder aufgebaut wird. Möglicherweise werden es zwei oder drei Hallen, auf jeden Fall Stahlbeton-Konstruktionen.

Um ein schnelles Verfahren zu erreichen, haben Betriebsrat und Gewerkschaft IG BCE Arbeits- und Wirtschaftsministerium eingeschaltet und Kontakt zu Bezirks- und Ratspolitikern gesucht. „Wir wollen Transparenz zeigen“, erklärt Jürgen Lenzen, seit 32 Jahren im Werk, seit 2006 Betriebsratsvorsitzender.

Lenzen ärgert sich über Behauptungen, dass das Werk gegen Auflagen verstoßen habe. „Absoluter Quatsch“ sei die Behauptung gewesen, das Feuer hätte das Ammoniak-Lager gefährdet. „Das befindet sich auf der anderen Seite des Betriebsgeländes, mindestens 300 Meter von der abgebrannten Halle entfernt.“

Schätzungsweise 9000 Tonnen Kunstdünger liegen verklumpt auf dem Gelände. Die verschiedenen Farben haben mit dem Inhalt nichts zu tun. „Blaukorn wird erst durch den Zusatz von Lebensmittelfarbe blau“, erläutert der Werksleiter.

Ende der Woche will sich das Unternehmen für einen Anbieter entschieden haben, der die Stahlträger der Halle demontiert und die Düngerreste der Wiederverwertung oder der Lagerung in einem Salzbergwerk zuführt. Allein das Aufräumen dauert mehrere Wochen und muss von der Bezirksregierung „abgesegnet“ werden.

Jürgen Lenzen hofft, dass zumindest die Produktion von Salpetersäure (bisher 160 000 Tonnen pro Jahr), Flüssigdünger und ummmanteltem Dünger (jeweils 21 000 Tonnen) in Kürze wieder aufgenommen werden kann.

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