Legionellen: Entwarnung für das Badezentrum Bockum

Dezernent Thomas Visser sieht derzeit nur eine Ansteckungsgefahr im Kaiser-Wilhelm-Park. Stadt will dennoch Schwimmbad-Rohre sanieren.

Legionellen: Entwarnung für das Badezentrum Bockum
Foto: Archiv Preussen Krefeld

Krefeld. In der Sportanlage im Kaiser-Wilhelm-Park ist ein gefährlich hoher Legionellen-Wert in Krefeld festgestellt worden (die WZ berichtete). Der Duschbereich bleibt bis voraussichtlich Mitte Januar geschlossen. Besteht Gefahr für weitere Sportanlagen in Krefeld? Oder ist wegen der alten Wasserleitungen sogar das Badezentrum Bockum gefährdet? Wie WZ sprach mit Sport- und Bäder-Dezernent Thomas Visser über die Problematik.

Herr Visser, welche Gefahr geht von Legionellen aus?

Thomas Visser: Legionellen sind Bakterien, die die Legionärskrankheit, eine gefährliche Lungenentzündung, auslösen. Vor allem Menschen mit einem schwachen Immunsystem sowie Kinder und Ältere sind besonders gefährdet.

Wo kommen Legionellen vor?

Visser: Legionellen-Bakterien kommen in natürlichen Gewässern nur selten vor. Dafür nisten sie sich vorwiegend in Wasserleitungen und Warmwasser-Tanks ein. Gefährlich wird es, wenn das 40 bis 60 Grad warme Wasser in den Leitungen mehrere Wochen lang still stehen kann und so Legionellen einen hervorragenden Brutplatz bietet.

Sind außer der Sportanlage im Kaiser-Wilhelm-Park weitere betroffen?

Visser: Nein, es ist die einzige von zehn Anlagen, die wir vertraglich an Vereine abgegeben haben. Die sind für die Wartung und den laufenden Betrieb zuständig. Sie bekommen von der Stadt dafür einen Zuschussbetrag, mit dem Wartung und Pflege abgegolten sind.

Wodurch ist der Befall mit Legionellen aufgefallen?

Visser: Durch die turnusmäßige Prüfung. Die führt die Stadt als Eigentümer der vermieteten Gebäude im Rahmen der verschärften Trinkwasserverordnung einmal im Jahr durch. Dabei haben Mitarbeiter des Sportamtes einen zu hohen, nicht akzeptablen Legionellenwert festgestellt. Das Ergebnis wird in Berichtform an das Gesundheitsamt weitergeleitet. Das hat die Schließung angeordnet.

Wann kann der Verein Rasensport Krefeld den Umkleidebereich mit Duschen wieder nutzen?

Visser: Wenn der Club der Aufforderung nachgekommen ist, eine Bestandsanalyse einzureichen. Wie oft etwa welche Dusche genutzt wird. Das ist notwendig, um in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt nach weiteren Tests zu entscheiden, ob eine gesundheitliche Gefährdung vorliegt oder nicht. Wegen der Weihnachtsferien der Verwaltung könnte die Anlage frühestens Mitte Januar wieder freigegeben werden.

Im Sportausschuss war die Rede davon, dass die Gesundheitsaufsicht im Badezentrum Bockum dringlich die Sanierung des Trinkwasserbereichs fordert. Besteht dort Gefahr?

Visser: Nein, dort liegt keine Gefährdung vor. Allerdings entspricht das dortige Rohrnetz nicht mehr den geltenden Richtlinien der Trinkwasserverordnung. Die Leitungen stammen überwiegend aus den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, auch wenn bereits einige Zwischenstücke im Laufe der Zeit ausgetauscht wurden. Wir nehmen dort einmal im Jahr prophylaktisch eine Wasserprobe, um zu prüfen, ob dort Verhältnisse entstanden sind, die Legionellen befördern. Bislang war das nicht der Fall.

Sind Maßnahmen geplant?

Visser: Wir wollen im nächsten Sportausschuss im Frühling ein Maßnahmenpaket für mehrere Gebäude schnüren. Außerdem will die Verwaltung bis dahin im Hinblick auf Legionellen eine Gefährdungsanalyse für mehre Sportgebäude erstellen.

Wie hoch wird der Aufwand für das Badezentrum Bockum geschätzt?

Visser: Die Kosten für die Sanierung des Trinkwassernetzes werden auf rund 145 000 Euro geschätzt. Daneben steht die Erneuerung der Dachentwässerung sowie des Schmutzwasserkanals im Bereich der Umkleiden an. Daneben wird die Erneuerung der vier Beckenwasserfilter für die Schwimmhalle, die Sanierung der Chlorungsanlagen sowie die Erneuerung der Steuerungstechnik für das Schwimmbad dringlich. Die Kosten hierfür werden mindestens 450 000 Euro belaufen.

Wie können sich Vereine, aber auch Privatpersonen vor Legionellen schützen?

Visser: Bei öffentlichen Anlagen ist eine regelmäßige Überwachungswartung sehr wichtig. Außerdem müssen im Heiz- und Wasserkreislauf die notwendigen Temperaturen erreicht werden. Das gilt auch für Privathaushalte. Wenn das Wasser regelmäßig über 70 Grad erhitzt wird, können Keime gar nicht erst entstehen.

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