Lehrstellen: Es wird Zeit

Der Ausbildungsmarkt hat noch Luft nach oben. Die wichtigste Regel für die Suche lautet: Niemals aufgeben!

Lehrstellen: Es wird Zeit
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Krefeld. Für 747 Jugendliche in Krefeld wird es Zeit. Sie suchten Anfang Juli noch immer einen Ausbildungsplatz. Dem stehen 549 offene Lehrstellen gegenüber. Evelyn Schotten, stellvertretende Leiterin der Krefelder Arbeitsagentur: „Der Ausbildungsmarkt hat noch Luft nach oben.“

Sorgen bereiten ihr vor allem die schwächeren Schüler, die jetzt auf Lehrstellensuche sind. Deshalb ihr Appell an die Firmen und Betriebe: „Schauen Sie nicht nur auf die Zeugnisnoten, sondern auch auf den Menschen, der dahinter steht.“ Ihr Appell an die Jugendlichen: „Schaut nicht nur auf die Top-Ten-Berufe, sondern informiert euch auch über andere. Und nutzt die Möglichkeit eines Praktikums.“

Denn, so ihre Erfahrung: Viele brechen die Lehre ab, weil sie sich auf etwas einlassen, das sie zu wenig kennen. Zum Jahresende 2013 haben in der Stadt Krefeld 22,7 Prozent der Auszubildenden ihren Lehrvertrag gelöst. Ein Praktikum kann da helfen.

Apropos Noten: Ingo Zielonkowsky, Leiter der Krefelder Arbeitsagentur, und Evelyn Schotten stellen fest, dass ein langer Schulbesuch nicht für alle Jugendlichen gut ist. Schotten nennt ein Beispiel: „Ein Jugendlicher hat einen wirklich guten Realschulabschluss. Dann entschließt er sich, auf die Berufsfachschule zu gehen. Die verlässt er nach zwei Jahren — und hat einen schlechteren Abschluss als in seinem Realschul-Abgangszeugnis.“ Die beiden sagen auch: „Man muss nicht immer Abitur oder Fachabitur vorweisen.“

„Wir haben viele Endspurt-Aktionen vor dem 1. August oder 1. September, wenn die Betriebe mit der Ausbildungszeit starten. Wir wollen Jugendlichen Mut machen, sich noch mit uns in Verbindung zu setzen, benötigen aber noch mehr Stellen — wohl wissend, dass bereits viele Arbeitgeber ausbilden. Deshalb haben wir eine Kooperation mit der Arbeitsagentur Düsseldorf, wo der rechnerische Schlüssel bei 100 Bewerbern und 113 Stellen liegt. Die Düsseldorfer Kollegen melden uns intern freie Stellen in ausgewählten Berufen. Das geschieht zusätzlich zu unseren Bemühungen vor Ort und in der Region“, sagt Schotten.

In diesem Jahr sind der Agentur seit Januar bis Anfang Juli in Krefeld 1235 Lehrstellen gemeldet worden, ein Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dem gegenüber haben sich seit Jahresbeginn 2164 Jugendliche gemeldet, die einen Platz suchen, ein Plus von 12,2 Prozent. Rechnerisch heißt das: Auf 100 Bewerber kommen 57 Ausbildungsstellen. Im Vorjahr waren es noch 62.

„Wir spüren noch heute den doppelten Abitur-Jahrgang der Gymnasien“, sagt Schotten. „Viele der heute Suchenden sind Alt-Bewerber aus dem Vorjahr.“

Das duale Studium gewinnt immer mehr an Attraktivität — eine weitere Erfahrung, die sie gemacht hat. Und sie verweist darauf, dass zum Schuljahresbeginn das NRW-Projekt „Kein Abschluss ohne Anschluss“ offiziell beginnt. „Immer mehr Gymnasien bewerben sich um eine Beteiligung“, wissen Zielonkowsky und Schotten. Gearbeitet wird zurzeit an den Terminen für Informationsveranstaltungen für Lehrer, Schüler und Firmen.

Wer noch eine Lehrstelle sucht, sollte sich melden. Schottens wichtigster Appell lautet: „Auf keinen Fall aufgeben.“

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