Tag der Arbeit Maikundgebung: Harsche Kritik an der Stadt

Die Abschiebung Adnan Harbs steht im Mittelpunkt der DGB-Feier.

Tag der Arbeit: Maikundgebung: Harsche Kritik an der Stadt
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Einiges war in diesem Jahr bei der DGB-Maifeier wie immer. Der Stadtgarten steckt mitten in der Sanierung, der Pavillon musste durch eine Bühne ersetzt werden, das Grußwort kam nicht vom Oberbürgermeister, sondern von seinem Stellvertreter Frank Meyer (SPD). Zudem war die Rede des örtlichen Vorsitzenden Ralf Köpke angenehm kurz. Und sie war ausgeprägt politisch und tagesaktuell.

Köpke ging mit Leidenschaft auf die Abschiebung von Adnan Harb ein und sagte unter großem Beifall: „Ich schäme mich in Grund und Boden für Krefeld. Ein Mann, der mit seiner Familie seit mehr als dreißig Jahren in Deutschland lebt, sich nichts hat zu Schulden kommen lassen und integriert ist, wird mit der unbarmherzigen Härte des Gesetzes nun in ein Land ausgewiesen, in das er wahrscheinlich gar nicht gehört.“ Nun werde er von seiner Familie getrennt, eine Familie zerstört. „Was“, so fragt der Gewerkschafter, „soll daran Recht oder gerecht sein? Ich bin wirklich tief bestürzt und schäme mich für diese Vorgehensweise in unserer Stadt.“

Köpke erweiterte seine Kritik an der Stadt Krefeld. Mit Blick auf den 8. Mai als 70. Jahrestag der Befreiung vom deutschen Faschismus stellte er fest: „Es ist gerade einmal 70 Jahre her, dass die Nazi-Barbarei ein Ende gefunden hat. Und dieses Jubiläum soll gerade in Krefeld dieses Jahr nicht mit einem Gedenken würdig begangen werden. Die Gedenkveranstaltung soll einfach nicht stattfinden in Krefeld, wer soll das verstehen?“

Der DGB-Chef sprach auch das Flüchtlingsdrama im Mittelmeer an. Er sagte: „Ich habe angesichts dieser Schicksale kein Verständnis für diejenigen, die jetzt gegen Ausländer, Flüchtlinge oder Moslems auf die Straße gehen. Ich sage ganz deutlich: Hass, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit haben in unserem DGB keinen Platz. Deutschland ist ein freies, weltoffenes Land. Und das wollen wir bleiben.“

Zur bevorstehenden Urabstimmung der Gewerkschaft Verdi im Bereich der Kindertagesstätten merkte der Redner an: „Ich bin sicher, es wird gestreikt werden, denn Beschäftigten dort machen die wertvollste Arbeit in einer Gesellschaft, die Arbeit mit und für die Menschen in unserer Gesellschaft, für die Basis unserer Zukunft, für die Kinder.“ Genau dafür hätten sie mehr und gerechten Lohn verdient. Köpke betonte, dass es den Gewerkschaften jedoch um mehr gehe als Geld. „Es geht uns darum, gute Arbeitsbedingungen für eine gute Zukunft zu gestalten.“

Gewohnt bunt war das Rahmenprogramm mit der Duisburger Kabarettistin Senay Duzcu im Mittelpunkt. Und ringsherum Stände vieler Initiativen und Parteien und Lukullisches aus den Kochtöpfen der Welt.

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