Massengentest: Ab Freitag klingelt die Polizei an Krefelds Haustüren

Die Polizei sammelt DNA von Frauen, die ein Kind gebären können. Die Prozedur ist freiwillig, doch wer sie verweigert, muss mit weiteren Ermittlungen rechnen.

Das Baby, das nach dem Tod den Namen Silvia erhielt, wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

Das Baby, das nach dem Tod den Namen Silvia erhielt, wurde auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Der Massengentest kommt. Bei der Suche nach der Mutter des toten Babys Silvia, das im Wäldchen am Südpark gefunden wurde, fährt die Polizei jetzt härtere Geschütze auf und sucht Hunderte Krefelderinnen an der Haustür auf, um DNA zu entnehmen. Am Freitag geht's los. "Jede Frau, die ein Kind gebären kann, muss ab dann jederzeit damit rechnen, dass wir vor der Tür stehen", sagt Polizeisprecher Wolfgang Weidner. Damit sind auch Teenager nicht ausgeschlossen.

Die Aktion startet im Umkreis des Leichen-Fundortes an der Stahlwerkstraße. Wie weit die Suche nach der Mutter ausgeweitet wird, das möchte die Polizei ebenso wenig verraten, wie die genauen Bezirke, die von dem DNA-Test betroffen sind. "Das machen wir aus ermittlungstaktischen Gründen", sagt Weidner. "Damit sich die Mutter nicht in Sicherheit wiegen kann."

Polizei beerdigt Baby Silvia
16 Bilder

Polizei beerdigt Baby Silvia

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Wenn es dann klingelt, läuft der Test kurz und schmerzlos ab. Die Beamten haben ein Wattestäbchen dabei, das die Frauen in den Mund nehmen müssen. Nebenbei sollen die Testpersonen ein paar wenige Fragen beantworten, so dass das Procedere in fünf Minuten beendet ist. Die Probe wird versiegelt und geht umgehend ans Landeskriminalamt, das für die Untersuchung zwei Tage benötigt. Liegt kein Treffer mit dem DNA-Material vor, das die Ermittler an Plazenta und Nabelschnur der Leiche gefunden haben, wird die Probe unverzüglich vernichtet. Es soll auch keinen Abgleich mit der DNA-Datenbank der Polizei geben.

Treffen die Beamten bei ihrem Besuch niemanden an, hinterlassen sie eine Nachricht, so dass ein Nachfolgetermin vereinbart werden kann.

Der Test ist freiwillig. Frauen, die die Kooperation ablehnen, seien laut Polizei nicht automatisch verdächtig. Allerdings stehen die Ordnungshüter dann vor der Aufgabe, den Verdacht ausschließen zu müssen. Ermittlungen im Umfeld der betroffenen Person folgen.

Ein Richter hat am Montag mit seiner Freigabe den Massengentest ins Rollen gebracht. Die Ermittlungen traten nämlich auf der Stelle: Die Polizei ging bereits 60 Hinweisen aus der Bevölkerung nach, die allesamt ins Leere führten. Auch die Untersuchung des Frotteehandtuchs, in das das tote Baby eingewickelt war, führte zu keinen fruchtbaren Erkenntnissen.

Die Aktion kann Wochen dauern. "Es gilt zunächst: Ende offen", sagt Weidner. Die Kosten, die den alltäglichen Rahmen der Polizeiarbeit sprengen, trägt der Steuerzahler. Geheim ist, wieviele Beamten im Einsatz sind.

Um weitere Hinweise aus der Bevölkerung ist die Polizei noch immer froh. Inzwischen wurde eine Belohnung von 5000 Euro ausgelobt: Telefon 02151/634-0.

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