Mieter haben Angst vor einer Luxussanierung

Zahlreiche Wohnungen an der Von-Steuben- und Tenderingstraße stehen zum Verkauf. Eigentümer der fast 100 Jahre alten Häuser ist der Bund.

Mieter haben Angst vor einer Luxussanierung
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Vom Traum zum Albtraum: Traumhaft sind die Wohnungen samt rückwärtiger Gärten an der Von-Steuben-Straße im Westbezirk nahe dem Stadthaus. Nun droht dem Komplex der ehemaligen Offiziershäuser der belgischen Besatzer Ungemach in Form von Luxussanierungen. „Arm und reich wohnt hier, jung und alt und in großer Harmonie“, schwärmt Michael Klee. Das ausgewogene Sozialgefüge und den für Normalverdienende erschwinglichen Wohnraum möchten er und seine Nachbarn erhalten.

Mieter haben Angst vor einer Luxussanierung
Foto: Jochmann, Dirk (dj)

675 000 Euro soll das Gebäudeensemble Nr. 29 bis 31 kosten, in dem Michael Klee mit seiner Familie und acht weiteren Mietern wohnt. Thorsten Wegner von der Deutschen Bau- und Grundstücks AG (BauGrund-Gruppe) bietet sie an. Es handelt sich um ein Tochterunternehmen der Aareal Bank AG, die für den Bund Immobilien vermietet und verkauft.

Das Immobilienunternehmen gibt vor, den Mietern ein Vorkaufsrecht zu einem Festpreis oder den Fortbestand der Mietverträge angeboten zu haben. Klee widerspricht entschieden: „Ein solches Angebot für uns hat es nicht gegeben. Vielmehr beobachten wir, dass der größte Teil der Wohnungen im Bietverfahren an eine Krefelder Immobilienfirma verkauft wird.“

Derzeit bezahlt Klee, von Beruf Beigeordneter der Stadt Kempen für Sport, Schule, Soziales, für seine 120 Quadratmeter große Wohnung eine Kaltmiete von rund fünf Euro pro Quadratmeter. Er weiß aus zuverlässiger Quelle, dass ein neuer Mieter in der Nachbarschaft für eine sanierte Wohnung inzwischen rund zehn Euro pro Quadratmeter bezahlt. „Das wäre für uns das Aus“, sagt der 53 Jahre alte Jurist. Er und seine Frau Verena Falk wohnen seit 15 Jahren hier, mittlerweile hat das Paar drei Kinder, zwei Töchter, einen Sohn.

Seit 45 Jahren wohnt Anita Jasinski im Viertel, ihr Sohn Olaf (44) ist hier geboren. Seit 1986 lebt auch ihre inzwischen 92-jährige Mutter in der Siedlung. Vier Jahre vorher ist der Handwerker Gerd Schwaen (72) mit Frau und zwei Kindern hier eingezogen. Sie alle sind stolz auf den Zusammenhalt und die Harmonie in der Siedlung. „Wir werden uns hier nicht einfach ’raussanieren lassen“, sagen sie geschlossen.

Unterstützung bekommen die Mieter von verschiedenen Seiten. Julia Suermondt, neue Linke-Ratsfrau, sicherte am Mittwoch bei einem Ortstermin Solidarität zu. Der SPD-Sprecher im Bauausschuss, Björn Rüsing, ebenso wie die neue Vorsitzende des Planungsausschusses, Gabi Schock (SPD), sagten: „Das Quartier rund um die Von-Steuben-Straße ist ein starkes Stück Krefeld mit großem städtebaulichem Potenzial. Das müssen wir erhalten.“

Auch Manfred Läckes (CDU) stößt ins selbe Horn. Er will die Krefelder Bundestagsabgeordneten einschalten. SPD und CDU wollen sich bemühen, auch die städtische Wohnstätte zu weiteren Gesprächen mit dem Immobilienunternehmen ins Boot zu holen.

Nicht erschienen ist am Mittwoch Thorsten Wegner. Obwohl für das Objekt ein Besichtigungstermin angesetzt war, tauchte der Mann des Immobilienunternehmens nicht auf. Auch von potenziellen Interessenten war keine Spur. Möglicherweise ist dies eine erste Reaktion auf das offensive Auftreten der alteingesessenen Mieter.

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