Krefeld Mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizei stürmt Wohnung

Nachbar zeigt Nachbar an — doch die Beamten finden weder Waffen noch Munition.

Krefeld. Vier Beamte in Schutzwesten und mit Maschinenpistolen bewaffnet stürmen die ehemalige Eisenbahner-Wohnung Fütingsweg 21b. Weitere Polizisten sichern den Flur und etwaige Fluchtwege draußen. Oliver Piernicki und seine Tochter sind fassungslos. Beide sind an diesem Mittwochnachmittag vor zwei Wochen allein zu Hause, die Mutter steht bei Real an der Frischfischtheke. Als sie nach Hause kommt, ist das Durcheinander in Wohnung und vor allem Keller groß. Die Polizeibeamten haben eine Schusswaffe und Munition gesucht. Aber nicht gefunden.

Nachbar W. hat die Polizei gerufen — wieder einmal. Oliver Piernicki habe in seiner Wohnung geschossen, teilte er telefonisch der Polizei mit. Amtsrichter Wolfgang Thielen erlässt sofort einen Durchsuchungsbeschluss — telefonisch. Im Einsatzprotokoll ist das Kästchen „Gefahr im Verzug“ nicht angekreuzt — ein Zeichen dafür, dass der Durchsuchungsbeschluss „auf Zuruf“ erlassen wurde.

„Die Nachbarn schauten vom Balkon aus interessiert zu“

Immerhin durfte Oliver Piernicki einen anderen Nachbarn als Zeugen während der Durchsuchung hinzuholen, Mark F. aus demselben Haus. „Die Nachbarn saßen auf dem Balkon und schauten interesssiert zu“, schildert Oliver Piernicki die peinliche Situation. Er hat danach versucht, alles zu erklären, Verdachtsmomente auszuräumen.

Auch seinen Arbeitgeber hat er vorsorglich informiert: Oliver Piernicki trägt frühmorgens in Fischeln die WZ aus.

Der aus Düsseldorf nach Krefeld gezogene Familienvater räumt ein, in seiner Jugend auch schon mal über die Stränge geschlagen zu haben. „Das hier aber geht zu weit.“ Mehrmals habe ihm Nachbar W. zu Unrecht beschuldigt. Die Pressestelle der Polizei bestätigt, dass der W. in der Vergangenheit mehrmals als Anzeigen-Erstatter aufgetreten ist.

Die Parteien saßen schon beim Schiedsmann

„Er kann mich nicht leiden. Vielleicht liegt’s an meinen Tattoos“, sagt Oliver Piernicki. Er wehrte sich zu Jahresbeginn mit einer Verleumdungsanzeige. Das Verfahren wurde jedoch eingestellt, die Kontrahenten zum Schiedsmann geschickt. Bei ihm kam man überein, sich künftig in Ruhe zu lassen. Und was sagt Horst Wefers dazu? „Herr Piernicki hat mir vorher gesagt: ,Ich habe eine Waffe“. Er würde auch laut Musik hören.

Die Ermittlungen wegen Verdachts des illegalen Schusswaffengebrauchs und Waffenbesitzes sind als eingestellt der Staatsanwaltschaft zugeleitet worden. Für Familie Piernicki ist die Sache noch nicht beendet. Sie haben wieder eine Rechtsanwältin eingeschaltet.

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