Nahverkehr droht der Kahlschlag

Sparpaket würde viele Bus- und Bahnnutzer in Krefeld erheblich betreffen.

Nahverkehr droht der Kahlschlag
Foto: Archiv Andreas Bischof

Krefeld. Die Krefelder müssen sich wohl auf erhebliche Streichungen bei den Bus- und Bahnlinien einstellen. Es ist die Folge eines Sparpakets, das Vorstand der Stadtwerke seinem Aufsichtsrat nun in drei Szenarien präsentiert hat. SWK-Mobil-Vorstand Guido Stilling begründet diesen Schritt: Es sei unternehmerische Pflicht, darauf hinzuweisen, welche Konsequenzen die von Kämmerer Ulrich Cyprian angestrebte Sanierung des Krefelder Nothaushalts haben könne. Cyprian strebt nämlich an, die Gewinne der Stadttöchter in einem noch nie dagewesenen Maß abzuschöpfen. Für die Stadtwerke kommt das einem Horrorszenario gleich.

Hatte sich der Kämmerer bisher 50 Prozent einverleibt, will er sich nun nicht einmal mit den gesamten Erlösen zufrieden geben, sondern gar mit 20 Prozent die Rücklagen der Töchter anzapfen. Das ginge allerdings so sehr an die Substanz, dass Streichungen nötig seien, so Stilling. „Nachtbusse, ohnehin schon ein Luxus, müssten wir als Erstes streichen, gefolgt von anderen schwach frequentierten Linien.“

Man brauche über den zweiten geplanten Ringbus in Hüls nicht mehr zu diskutieren, selbst der erste müsse dann entfallen. Dieses Sparpaket wird mit 1,5 Millionen Euro angegeben. Wie sehr sich die Politik von der Realität des Sparens entferne, sehe man daran, dass die Bezirksvertretung Hüls gerade einen Taxibus zum Hülser Berg beschlossen habe, der 50 000 Euro pro Jahr koste. Solche Forderungen, „jede Milchkanne anfahren zu wollen“, lassen laut Stilling jede Sensibilität vermissen.

Das zweite Szenario würde den Sparbetrag verdoppeln. Es betrifft die Einsparung der Linien 059 und 060; die 927 fahre nur noch zwischen Uerdingen und Rheinhausen, die 054 beschränke ihren Verkehr auf die Strecke Hauptbahnhof bis Anrath. Szenario 3 würde durch längere Taktzeiten die jährlichen Ersparnisse auf insgesamt 5,5 Millionen Euro erhöhen. Die Linien 052, 057 und 058 würden nur noch im Stunden- statt im Halbstundentakt fahren, die Linie 051 nur noch alle 30 statt 15 Minuten vom Hauptbahnhof bis Lindental, die 041 im 15- statt im 10-Minuten-Rhythmus.

Stilling verweist darauf, dass dies kein SWK-interner Beschluss sei, schon gar nicht, dass irgendwelche Maßnahmen kurzfristig drohen. Das sei schon deshalb nicht möglich, weil es Verträge in Form eines Nahverkehrsplans bis 2024 gebe, den nur der Stadtrat per Beschluss ändern könne. Die Szenarien wurden vorbeugend geschildert, um der Politik klarzumachen, welchen Kahlschlag das Vorhaben des Kämmerers auslösen könnte.

Das jährliche Defizit der SWK von 17 Millionen Euro könne dann nicht mehr aus dem Gewinn gedeckt werden. Die Stadt müsse diesen Betrag entweder selbst übernehmen, auf Verkehrsdienstleistungen verzichten oder diese woanders bestellen. „Wir können nicht einfach den Service beibehalten und auf eine Insolvenz zuschlittern“, macht der SWK-Mobil-Chef deutlich.

In ersten Äußerungen von Ratsmitgliedern ist ein Streichszenario in der von den SKW bezifferten Größenordnung nicht unbedingt zu erwarten. Kaum vorstellbar, dass man im Jahr der Oberbürgermeisterwahl ganze Ortsteile anbindungsmäßig verkommen lassen würde. Die Folge: Der Kämmerer wird seinen auf Steuererhöhungen und die Substanz belastenden Sparmaßnahmen fixierten Nothaushalt möglicherweise durch neue kreative Ideen anpassen müssen.

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