Norbertuskirche: Mieter auch Weihnachten noch im Exil?

Die Norbertuskirche ist trocken. Jetzt werden die Böden und Wände wieder aufgebaut.

Einen Wiedereinzugstermin gibt es für die Mieter noch nicht.

Einen Wiedereinzugstermin gibt es für die Mieter noch nicht.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Innerhalb der kommenden zwei Wochen sollen die Balkone montiert werden, der Graben mit der neu eingebauter Sickergrube wird zugeschüttet, die Gehwegplatten werden verlegt. Geht alles nach Plan, haben die Bauarbeiter die ehemalige Norbertuskirche und den Blumenplatz an Weihnachten verlassen haben. Ob jedoch auch die drei Erdgeschossbewohner, deren Räume beim letzten Unwetter unter Wasser gesetzt wurden, dann wieder in ihren eigenen vier Wänden leben, ist noch unklar.

Ihr ursprünglich geplanter Wiedereinzug bis Ende Oktober ließ sich nicht realisieren, bis Ende Dezember sind die Ausweichquartiere angemietet — mit Option auf eine erneute Verlängerung.

Das Bauunternehmen Hambloch hat das Projekt realisiert, doch die aktuelle Sanierung liegt nicht in seiner Hand. Die Versicherung habe die Regie übernommen, dirigiere und koordiniere die Handwerker, erläutern Heinz und Hendrik Hambloch. Auch sie wüssten nicht, wann alle Schäden behoben seien.

Nasse Böden, nasse Wände — es dauerte, bis die Lüfter alles trockengelegt hatten. Am Anfang seien nur „Mickeymouse-Lüfter“ eingesetzt worden, kritisiert Mieterin Jeannette Merkel. Hochleistungsgeräte seien spät und nicht lange genug gelaufen, um die Feuchtigkeit nachhaltig zu vertreiben. Sie wohnt seit Wochen in einer möblierten Ersatzwohnung in Linn. „Sehr schön“, sagt Merkel, aber umgeben von fremden Möbeln und nicht barrierefrei. Ein Problem für Merkel.

Barrierefrei sind die öffentlich geförderten 22 Wohnungen in der Norbertuskirche, zwei sogar auf Rollis zugeschnitten, erläutert Heinz Hambloch. Bodentiefe Duschen, breite Türen, ein Aufzug. Die Wohnungen sind zwischen 45 und 100 Quadratmeter groß, im Staffelgeschoss mit Dachterrasse. Lagerraum gibt es auf allen Etagen. Fahrräder und Kinderwagen stehen vor unverputztem Mauerwerk dort, wo früher der Altar stand. Auch einige Kirchenfenster sind geblieben und kommen abends im Scheinwerferlicht zur Geltung.

Es sei ein „echtes Mehrgenerationenwohnen“, sagt Heinz Hambloch. Die Mieter haben die Wohnstätte Krefeld und das Wohnungsamt sorgfältig ausgesucht. Senioren, Alleinstehende mit Kindern, Familien, mehrere Nationalitäten: Die ausgewählte Hausgemeinschaft ist bunt gemischt, berichtet Werner Ott, Abteilungsleiter der Wohnstätte.

Konflikte gebe es wie überall, sagt Mieterin Karin Stademann. Sie fühlt sich wohl in dem Haus, auch wenn der Kontakt zu den Nachbarn seit ihrem Einzug im Juli noch nicht so intensiv sei. „Einsam bin ich hier nicht.“ Von der Hausgemeinschaft schwärmt auch Jeanette Merkel. Sie bezweifelt, Weihnachten wieder am Blumenplatz feiern zu können. Eine Zusage gibt es immerhin: Die Kosten für den Wiedereinzug übernimmt das Unternehmen Hambloch, kündigt der Junior an.

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