Piraten entern die Stadt

Nach dem Wahlerfolg in Berlin ist der Stammtisch in Krefeld viel aktiver geworden.

Krefeld. Jedes neue Thema führt zu angeregten Diskussionen. Vier Piraten sitzen im „Jules Papp“ beisammen und tauschen ihre Meinungen aus zur Griechenland-Krise, dem deutschen Bildungssystem und dem Parkplatzmangel in Krefeld.

Die „Seidenstadt-Piraten“, wie sich die Aktiven der Piratenpartei Deutschland in Krefeld nennen, treffen sich einmal im Monat, um ihr politisches Konzept voranzutreiben. „Der Erfolg bei der Wahl in Berlin hat zu einem großen Andrang geführt“, sagt Purodha Blissenbach, einer der beiden derzeitigen Sprecher der sogenannten Crew.

Peter Klein ergänzt: „Die Medien zeigen großes Interesse, und die Stammtische in der Umgebung sind viel aktiver geworden.“

In Krefeld engagieren sich derzeit zwölf bis 15 Personen in der Gruppe, die sich 2009 zusammengeschlossen hat. Jeder ist auf einem anderen Weg zu den Piraten gekommen. „Vorher war ich Nicht-Wähler, da ich von den anderen Parteien so enttäuscht war“, sagt Brian Zurek, der zweite Sprecher.

„Dann habe ich mir die Piraten angeschaut. Das ist eine Mitmach-Partei. Bei den anderen Parteien ist es schwer reinzukommen, und man muss sich lange hocharbeiten, um mitgestalten zu können.“ Der 23-jährige Student habe gleich beim ersten Treffen das Grundgesetz in die Hand gedrückt bekommen, verbunden mit der Bitte, sich an der aktuellen Diskussion zu beteiligen.

Blissenbach hingegen hat in seinem Leben schon für alle möglichen Parteien votiert. „Man wählt dann eine Partei, weil man mit ihnen in einigen Punkten übereinstimmt. Gleichzeitig kauft man aber andere Standpunkte mit ein, mit denen man sich gar nicht identifizieren kann.“ Bei den Piraten könne man die für sich passenden Standpunkte bündeln und mitgestalten.

„Es geht vor allem um Transparenz“, so Blissenbach. „Die verlangen wir von der Politik, und die praktizieren wir auch selbst.“ Dass mal gestritten werde, sei vollkommen normal. „Das passiert bei anderen Parteien auch — nur eben hinter verschlossenen Türen.“ Die Transparenz ist eine der Hauptforderungen der Piraten.

Außerdem geht es immer wieder um Freiheit im Internet. „Wir sind gegen Vorratsdatenspeicherung und Zensur“, erklärt Zurek. „Allerdings sehen auch wir die Gefahr beispielsweise von sozialen Netzwerken, die sorglos mit Datenschutz umgehen.“ So seien sie für freies Internet — aber jeder müsse damit umgehen können, sonst könne es zum Minenfeld werden.

Und was sind die Ziele der Piraten in der Seidenstadt? Wie stehen sie zu aktuellen Themen wie dem Theaterplatz? „Für mich ist die Diskussion ein klassisches Beispiel dafür, wie unvernünftig Lokalpolitik ist“, so Blissenbach. „Es gibt viel zu viele Veranstaltungsgebäude in Krefeld, die gar nicht genutzt werden. Allerdings wäre ein Abriss schade, da doch gerade so viel daran getan worden ist.“

Lösungsvorschläge haben die vier allerdings nicht. „Mit dem Thema müssen wir uns erst einmal richtig beschäftigen.“ Eine häufige Antwort — auch auf die Frage zum Haus der Seidenkultur oder der Innenstadtplanung im Allgemeinen. „Aber das ist doch gerade das Gute bei uns“, meint Zurek. „Jeder, der neu zu uns kommt, kann seine Ideen und Wünsche mit einbringen.“

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