Polizei stellt tödlichen Verkehrsunfall nach (mit Video)

Gutachten: Die Polizei hat am Montag die Situation simuliert, die im April zum Tod einer 67-jährigen Radlerin führte.

An dieser Stelle kam es zum tödlichen Zusammenstoß.

An dieser Stelle kam es zum tödlichen Zusammenstoß.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Großräumig sperrt die Polizei an diesem Montagmorgen die Zufahrt von der Voltastraße auf die Siemensstraße für Autofahrer ab. Kurz vor der Kreuzung Ritterstraße haben der Sachverständige Bernd Hüsges und Polizeihauptkommissar Peter Kallweit bereits um 9.30 Uhr ihre Arbeit aufgenommen.

Die Beamten stellen den Unfalltod einer 67 Jahre alten Radfahrerin nach, die am 24. April vormittags von einem Lkw überrollt wurde und noch am Unfallort starb. „Wir sind heute hier, um uns ein genaues Bild über die mögliche Vermeidung des Unfalls zu machen. Um die Umstände so detailgetreu wie möglich wiederzugeben, stellen wir den Hergang zur gleichen Zeit wie am Unfalltag nach“, sagt Kallweit, der bei der Polizei Krefeld ein Spezialist für die Aufarbeitung von Verkehrsunfällen mit tödlichem Ausgang ist.

„Die Situation stellt sich so dar, dass die Radfahrerin hinter der Kreuzung Ecke Ritterstraße auf die gegenüberliegende Radfahrspur gewechselt ist und dabei von dem nach rechts abbiegenden Lkw erfasst wurde“, sagt Kallweit. Für einen aus der Ausfahrt kommenden Fahrzeugführer geht der erste Blick zur linken Seite.

„Der Fahrer muss mit von links kommenden Fahrradfahrern oder Fußgängern rechnen“, sagt der leitende Hauptkommissar. Möglicherweise waren es genau diese Bruchteile einer Sekunde, die es dem Fahrer unmöglich machten, die von rechts kommende Radfahrerin zu sehen.

Rekonstruktion des tödlichen Unfalls an der Siemenstraße
13 Bilder

Rekonstruktion des tödlichen Unfalls an der Siemenstraße

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„Wir beobachten oft, dass Radfahrer an dieser Stelle auf den falschen Fahrradweg wechseln, um sich das Abbiegen an der Kreuzung Bahnstraße/Voltastraße zu ersparen“, sagt Kallweit.

Im Fahrerhaus des Unfallfahrzeugs sitzt der Sachverständige Bernd Hüsges. Der Weg der Radfahrerin wird von Polizeikommissar Stefan Pavel nachgefahren. Meter für Meter stellen die Beamten den Unfall wie in einem Zeitraffer nach. Mit Markierungsfarbe werden die Standorte der beiden Unfallbeteiligten festgehalten. Zu den Fahrdaten wird das Gutachten abgewartet

„Durch das Fahrtdiagramm des Lkw können wir bestimmen, mit welcher Geschwindigkeit der Fahrer aus der Einfahrt gekommen ist“, so Hüsges. Demnach näherte der 56-jährige Lkw-Fahrer sich mit einer geringen Geschwindigkeit. Über die genauen Daten machen die Beamten öffentlich noch keine Aussage.

„Wir wollen das Gutachten des Sachverständigen abwarten“, sagt Polizeisprecher Acor Kniely. Als der genaue Unfallpunkt erreicht ist, wird deutlich, dass der Fahrer kaum eine Chance hatte, die Radfahrerin zu sehen.

„Durch die A-Säule und die relativ großen Spiegel ist es dem Fahrer kaum möglich, eine Person, die bereits so nah an seinem Lkw ist, noch zu sehen und somit rechtzeitig zu bremsen“, bestätigt Kallweit. Bei dem Unfall soll der Fahrer die Verstorbene erst angefahren und dann beim Abbiegevorgang überrollt haben.

„Mir ist das unerklärlich, dass sie hier die Straßenseite gewechselt hat, sonst war sie nie so risikofreudig“, sagt eine Passantin, eine alte Schulkameradin der Verstorbenen, die die Nachstellung verfolgt. Aus dem Lkw ausgestiegen, ist sich Bernd Hüsges sicher, dass der Fahrer die Radlerin auch nach dem ersten Aufprall und kurz vor dem Überrollen nicht bemerkt hat.

„Bei dieser Geräuschkulisse im Fahrzeug war es wohl unmöglich, den Aufprall zu bemerken“, sagt Hüsges, der von dem Unfall anhand der gesammelten Informationen ein visuelles Gutachten erstellt. Diese Arbeit dauert rund eine Woche.

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