Polizisten in Krefeld schieben Berge von Überstunden vor sich her

Die Beamten des Präsidiums haben rund 30 000 Überstunden angehäuft. Mehr Kollegen werden gewünscht.

Krefeld. Polizisten leben gefährlich. Das liegt einerseits an ihren Einsätzen und ihrem regelmäßigen Kontakt mit Verbrechern. Andererseits setzen sie sich in ihrem Arbeitsalltag überdurchschnittlich großen Belastungen aus. In Krefeld leisten die Polizisten jedes Jahr insgesamt 30 000 Überstunden. Das bedeutet bei 650 Beamten, dass jährlich pro Kopf im Schnitt 46 zusätzliche Stunden anfallen.

„Das ist schon eine ganze Menge an Belastung“, sagt ein Polizeisprecher. „Würde es mehr Kollegen geben, wäre die Situation sicher besser.“ Verantwortlich dafür seien vor allem der Umfang des Wach- und Wechseldienstes sowie die Einrichtung von Ermittlungskommissionen, die mit mehr Polizisten besser zu bewältigen wären.

„Das ist eine ganz typische Situation“, sagt Stephan Hegger, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP). In Nordrhein-Westfalen gebe es grundsätzlich zu wenig Polizeibeamte. Noch vor zehn Jahren habe es 1100 mehr gegeben als heute. „Die Polizei muss nun also mit weniger Personal zusätzliche Aufgaben übernehmen“, erklärt Hegger. Dazu gehöre vor allem die Bekämpfung der Internetkriminalität mit Betrugs- und Beleidigungsdelikten.

Eine Folge sei, dass die Polizei immer weniger Präsenz auf den Straßen zeigen könne. Deshalb steige die Zahl der Gewaltdelikte im öffentlichen Raum immer weiter an. „Die Angst der Bürger, nachts zum Beispiel über den Sprödentalplatz oder durch den Stadtwald zu gehen, nimmt dadurch natürlich zu“, sagt Hegger.

Gleiches gilt nach Einschätzung der GdP für Wohnungseinbrüche, die eine Aufklärungsquote von nur zwölf Prozent aufweisen. „Eine höhere Präsenz als Prävention hilft in diesen Bereichen am besten“, erklärt Hegger. Ein verstärkter Personaleinsatz werde zudem benötigt, um den Verfolgungsdruck gegenüber der organisierten Kriminalität und Verkehrssündern zu erhöhen.

Zwar hat die Landesregierung bereits angekündigt, ab sofort jedes Jahr 1400 neue Polizisten einzustellen, das reicht nach Ansicht der Gewerkschaft jedoch nicht. So gebe es immer mehr ältere Beamte, weshalb die Zahl der Pensionäre deutlich ansteige. Zudem seien mittlerweile 40 Prozent der Polizisten Frauen, so dass auch die zusätzlichen Ausfallzeiten wegen Schwangerschaft und Elternzeit zu berücksichtigen seien. Deshalb würden mindestens 1700 neue Polizeibeamte pro Jahr benötigt. Hegger: „Wir wissen, dass das Land kein Geld hat, aber niemand will zwei bis drei Stunden warten, bis die Polizei zum Einsatz kommt.“

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