Projekt Samtweberviertel: Ein Haus der geballten Kreativität

Im alten Verwaltungsgebäude an der Lewerentzstraße wird noch fleißig gewerkelt. Im September ist Eröffnung.

Krefeld. Die strenge äußere Form lässt kaum erahnen, dass im Inneren fröhlich experimentiert wird. Zur Lewerentzstraße präsentiert sich das einstige Verwaltungsgebäude der Samtweberei noch als nüchterner 60er-Jahre-Bau, in den alten Büros werden derweil ganze Wände eingerissen: Stück für Stück entsteht das sogenannte Pionierhaus — ein gewichtiger Baustein des Projekts Samtweberviertel der Montag Stiftung.

In der fünften Etage kämpft gerade Nils Voges gegen den allgegenwärtigen Staub. Hier — mit hervorragendem Blick über die alte Produktionsstätte — hat sich das Designkollektiv Sputnic sein Domizil gesichert. „Schon nach den ersten Gesprächen zu diesem Projekt wollten wir in dieses Haus“, schwärmt Voges.

Dabei muss das Interesse mit jeder Menge Arbeit bezahlt werden. „Wir haben die Infrastruktur wieder hergerichtet“, erläutert Henry Beierlorzer, Geschäftsführung Urbane Räume der Montag Stiftung, das Konzept. „Um den Rest müssen sich die Mieter kümmern.“ Was nicht zuletzt den niedrigen Pachtzins von drei Euro pro Quadratmeter erlaubt.

Sputnic hat zum Beispiel die Zwischendecke eingerissen und so einen luftigen Blick auf die schlichte Betondecke freigelegt. Die großen Fensterfronten gen Süden verstärken den großzügigen Effekt. „Seit Mitte Juli ist die Baustelle für die Nutzer freigegeben“, erklärt Beierlorzer. „Jetzt werden die Räume ganz unterschiedlich.“

Klar, schließlich ist im ganzen Haus die geballte Kreativität am Werk: Künstler und Designer der verschiedensten Professionen drücken dem alten Gebäude ihre eigene Handschrift auf. Gegenüber werkeln zum Beispiel gerade Andreas Kalinka und Martin Stappen, die sich mit ehemaligen Kommilitonen zusammengetan haben. In ihrem Büro sind die Wände zur Hälfte abgerissen und erlauben so beides: Kommunikation und Rückzugsraum.

Ein Effekt, der im ganzen Haus absolut gewollt ist. „Es gibt auch eine Co-Working-Area, in der mehrere eine gemeinsame Infrastruktur nutzen“, erläutert Beierlorzer. Und damit nicht genug: Dieses Experimentierfeld für neue Arbeitsstrukturen soll durchaus auch nach Außen strahlen. Dazu haben sich die Mieter übrigens geradezu verpflichtet. Eine Stunde Arbeit pro Jahr und genutztem Quadratmeter ist in Projekte zu investieren, die dem Samtweberviertel zugute kommen. Für Mieter wie Voges wohl ohnehin eher Anliegen denn Pflicht: „Wir lieben schon seit dem Studium die Südstadt“, betont er.

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