Ramadan: Verzicht ist eine Pflicht

Muslime begehen zurzeit den Ramadan. Jeden Abend wird aber das Fastenbrechen gefeiert.

Krefeld. Die Tische sind festlich in Weiß und Rot gedeckt, Kerzen brennen im ansonsten dunklen Raum. Es steht Wasser bereit, doch die Anwesenden greifen nicht zu. Die Suppe wird serviert, doch keiner nimmt den Löffel und auch die Dattel auf dem Teller bleibt liegen.

Es ist 21.15 Uhr und am vergangenen Freitag ist diese Zeit für Muslime zu früh zum Essen und Trinken. Erst nachdem Imam Yusuf Arslan laut gebetet hat, ist es so weit. Der Zeiger steht auf 21.23 Uhr. Jetzt erst geht die Sonne unter. Iftar, das festliche Fastenbrechen, kann beginnen.

„In Istanbul ruft der Muezzin dazu auf“, berichtet Imam Masut Özdemir. „Hunderttausende greifen dann gleichzeitig am reichlich gedeckten Tisch zu. Jedes abendliche Essen im Fastenmonat Ramadan ist ein großes Fest mit der Familie, Freunden und Nachbarn.“ Wenn sie sich treffen, haben sie seit der Morgendämmerung gegen 4.20 Uhr nichts mehr zu sich genommen.

Das Fasten ist eine der fünf Säulen des Islam und wird als Enthaltung von bestimmten Tätigkeiten definiert. „Der Verzehr von Speisen und Getränken, das Rauchen und der Geschlechtsverkehr sind verboten“, erklärt Kenan Kiraz, der Ehrenvorsitzende der türkisch-islamischen Vereine in Krefeld. „Zum Fasten ist jeder Muslim verpflichtet, der in vollem Besitz seiner Geisteskräfte, volljährig und körperlich dazu imstande ist.“ Kiraz empfindet auch jetzt, am Abend, keine Schwäche. Im Gegenteil: „Ich fühle mich eher optimistisch und positiv eingestellt. Ich arbeite wie immer und die Konzentration lässt auch nicht nach.“

Kiraz: „Ich habe jetzt nur ein leichtes Hungergefühl. Der Glaube gibt mir Stärke. Ich faste, weil ich glaube. Es ist eine Prüfung für sich selbst. Man spürt den eigenen Leib, hat Mitgefühl mit anderen, die nichts zu essen haben und ist bereit, noch mehr zu helfen, an Bedürftige abzugeben.“ Es sei deshalb auch eine Hilfsaktion für Afrika gestartet worden.

Der Beginn des Fastens ist jedoch nicht ganz einfach. Die ersten drei Tage seien „ein bisschen anstrengend“, gibt Hicabi Atac zu. Abdurrahman Korokelle stimmt dem zu, erklärt aber auch, dass die Enthaltsamkeit gut zu schaffen sei, denn er verzichte aus Liebe zu seinem Glauben: „Wenn Du einen Schritt auf Gott zugehst, kommt er Dir mit vielen entgegen“, sagt er. Doch auch er sagt, dass es leichter sei, morgens in ein Geschäft zum Einkaufen zu gehen, als nachmittags. „Später werden die Verlockungen größer.“

Damit sie die enthaltsame Zeit gut überstehen, ist bei den meisten fastenden Muslimen die Nacht ziemlich kurz. Der Wecker geht meist eine knappe Stunde vor der Morgendämmerung, die gegen 4.20 Uhr erfolgt. „Dann isst jeder, was er mag und versucht, viel zu trinken.“ Dann heißt es für rund achtzehn Stunden an 30 Ramadan-Tagen wieder fasten, bis der Tisch zum Iftar erneut reich gedeckt ist.

Zu Beginn des Mahls wird traditionell eine Dattel gegessen. Sie symbolisiert, dass der Prophet Mohammed in der Wüste nur von einer Handvoll Datteln täglich gelebt haben soll. Danach gibt es an diesem Abend Linsensuppe, Köstlichkeiten vom Buffet und Rote Grütze zum Nachtisch.

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