Sabotage an Autoreifen?

Ein Unbekannter platziere Schrauben unter Wagen, meldet ein Leser. Bei der Polizei sind bereits einige Anrufe betroffener Autofahrer eingegangen.

Sabotage an Autoreifen?
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Schrauben, die sich in Autoreifen bohren, können lebensgefährliche Folgen haben. Besonders perfide wird es, wenn diese ganz gezielt dort platziert worden sind. Ein böser Verdacht, der sich derzeit in Krefeld verdichtet.

So hat sich ein Leser hilfesuchend an die WZ gewandt, seine Vermutung: ein Unbekannter platziere sogenannte Spax-Schrauben, wie sie auf Baustellen häufig verwendet werden, unter Autoreifen. Ein Verdacht, der auch zwei WZ-Mitarbeitern bekannt vorkommt: sie mussten insgesamt schon dreimal innerhalb eines Jahres mit einem sogenannten schleichenden Plattfuß in die Werkstatt. Und nicht nur das: Auffällig ist, dass beide häufiger als Gerichtsreporter in der Nähe des Landgerichts parken. Doch lässt sich daraus gleich auf eine Serie schließen?

Der Polizei ist auf Anfrage der WZ zunächst keine solche Serie bekannt. Zunächst, denn gleich am nächsten Tag verzeichnet sie bis zum Vormittag eine Reihe von Anrufen betroffener Autofahrer, die von vergleichbaren Schäden berichten.

Noch prägnantere Zahlen liefert eine Umfrage bei verschiedenen Autowerkstätten und Reifenhändlern. Sie zeigt, dass Schäden dieser Art an der Tagesordnung zu sein scheinen. Verkaufsberater Kirill Kränzler von Euromaster an der Untergath berichtet von durchschnittlich zwei bis drei Autos pro Tag, die mit Schrauben oder Nägeln im Reifen zum Reifendienst kommen.

Inhaber Joachim Hollmann von der gleichnamigen Autowerkstatt in Hüls registriert etwa zwei Reifendefekte durch Spax-Schrauben wöchentlich. Er warnt: Noch schlimmer als die Kosten für neue Reifen (zwischen 100 und 400 Euro pro Stück, die Red.) sei die Unfall- und Lebensgefahr, die als Folge eines schleichenden Plattfußes bei hoher Geschwindigkeit bestehe, wenn sich in der Kurve der Reifen von der Felge löse. Auch Obermeister Dietmar Lassek von der Kfz-Innung und Serviceleiter Marco Nießing von VW Borgmann berichten von gelegentlichen Reifenschäden durch Schrauben. Sie haben allerdings kein außergewöhnliches Aufkommen wahrgenommen.

Die Polizei rät allen Autofahrern, die vergleichbare Schäden an ihren Wagen feststellen, bei der nächsten Wache eine Anzeige gegen unbekannt zu erstatten. Nur wenn die Fälle registriert werden, könne die Polizei reagieren. An einen Zufall mag Polizeisprecher Acor Kniely nicht glauben. „Wir halten es für sehr unwahrscheinlich, dass eine Schraube so liegt, dass sie sich von selbst in einen Reifen bohrt.“

Und natürlich sollten Autofahrer insgesamt aufmerksam sein, auf Schrauben auf den Parkstreifen achten, den Reifendruck regelmäßig prüfen und gegebenenfalls Personen melden, die sich auffällig verhalten.

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