Schulsozialarbeit bis 2016 gesichert

23 Stellen sind in Krefeld bis 2016 finanziert — durch nicht abgerufenes Geld aus dem Bildungspaket.

Peter Schroers (l.) und Wolfgang Foltin setzen sich für eine flächendeckende Schulsozialarbeit ein.

Peter Schroers (l.) und Wolfgang Foltin setzen sich für eine flächendeckende Schulsozialarbeit ein.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Die Schulsozialarbeit in Krefeld ist trotz des Nothaushalts bis zum 31. Mai 2016 gesichert. Möglich wird dies durch Mittel aus dem Bildungspaket des Bundes. In den Jahren 2011 und 2012 sind davon knapp fünf Millionen Euro übrig geblieben.

Das Geld wird nun an die Träger Internationaler Bund und Sozialwerk Krefelder Christen sowie an die städtischen Fachbereiche Schule, Pädagogischer und Psychologischer Dienst verteilt, um die Schulsozialarbeit an Grund-, Haupt-, Förder-, Real- und Gesamtschulen zu finanzieren. Der Finanzausschuss stimmte dem jetzt zu.

Damit sind die 23 befristeten Stellen in Krefeld vorerst gesichert. Das sieht andernorts deutlich schlechter aus. Die Hälfte der rund 3000 Fachstellen in NRW ist in Gefahr, weil die Finanzierung aus dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung (BuT) zum Ende des vergangenen Jahres ausgelaufen ist. Für Wolfgang Foltin und Peter Schroers von der Landes-Arbeits-Gemeinschaft Schulsozialarbeit NRW ist das ein Unding. Sie fordern für ihre Kollegen auf befristeten Stellen finanzielle Sicherheit, einheitliche Qualitätsstandards sowie arbeits- und tarifrechtliche Gleichstellung mit den anderen Akteuren im Bildungswesen.

Die beiden sind Schulsozialarbeiter der ersten Stunde und selber fest übers Land angestellt. Seit fast 20 Jahren arbeiten sie in Gesamtschulen, die als erste Schulform auf die Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Jugendhilfe setzte. „Man erkannte früh, dass eine Schule, die Kinder aus unterschiedlichen Gesellschafts- und Bildungsschichten gemeinsam unterrichtet, Schulsozialarbeit braucht“, sagt Schroers.

Gemeinsam mit Foltin hat der Krefelder vor mehr als einem Jahr zunächst die Landes-Arbeits-Gemeinschaft (LAG) Schulsozialarbeit NRW gegründet. Mitte November folgte der gleichnamige Verein, der inzwischen 135 Mitglieder zählt und damit von Beginn an einer der größten auf Landesebene ist. Einen Bundesverband gibt es nicht.

Anlass für die Gründung sei der Amoklauf von Emsdetten im November 2006 gewesen. Als Fachleute bei einem späteren Runden Tisch den Erfahrungsbericht auswerteten und über Möglichkeiten diskutierten, Amokläufe künftig zu verhindern, saßen als einzige Gruppe die Schulsozialarbeiter nicht mit am Tisch. „Wir hatten keine Einladung, weil wir keine eigene Organisationsform und damit auch keinen verbindlichen Ansprechpartner hatten“, sagt LAG-Vorsitzender Foltin. Das hat sich geändert.

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Schulministerin Sylvia Löhrmann lassen keine Zweifel an der Notwendigkeit von Schulsozialarbeit. Doch das Land könne die 140 Millionen Euro für die 1500 Fachkräfte allein nicht stemmen.

Schroers und Foltin hoffen nun auf Unterstützung aus Berlin. Im neuen Koalitionsvertrag sei unter anderem eine zusätzliche Summe von sechs Milliarden Euro für Kitas, Schulen und Hochschulen vereinbart worden. Etwa 93 000 Euro kostet eine einzelne Schulsozialarbeiterstelle. „Mit einer einzigen Milliarde für NRW könnte die Schulsozialarbeit knapp acht Jahre lang fortführt werden“, appelliert der LAG-Vorsitzende.

Unabhängig von der befristeten Finanzierung der Schulsozialarbeit können Eltern in Krefeld auch weiterhin im Seidenweberhaus Anträge im Rahmen des „Bildungs- und Teilhabepaketes“ für ihr Kind stellen. Lediglich die Bundesbeteiligung hat sich von 5,2 auf 3,4 Prozent verringert. Damit steht jährlich ein Betrag von 2,3 Millionen Euro für rund 10 500 Kinder zu Verfügung, deren Eltern Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Wohngeld oder Kinderzuschlag erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort