Schulwegunfälle: Wenn die Pistole piept

Nach drei Verletzten Kindern gleich am ersten Schultag kontrolliert die Polizei jetzt verstärkt.

Krefeld. "Hier sind nur 30 erlaubt?" Dorothee Müller (Name geändert) schaut aus dem geöffneten Seitenfenster ihres BMW ungläubig die Traarer Straße hinunter. Ja, hier vor der Edith-Stein-Schule gilt Tempo 30. Und das hat nicht nur in Schulanfänger-Zeiten einen guten Grund. Denn die Zahl der Kinderunfälle ist in Krefeld nach wie vor auf einem zu hohen Niveau. Besorgnis erregend ist da aus Sicht der Polizei, dass gleich am ersten Schultag drei Kinder verunglückten.

Deshalb schauen die Beamten auf den Schulwegen derzeit ganz genau hin. So wie gestern an der Traarer Straße. Und dort ist es nicht nur Dorothee Müller, die zur Kasse gebeten wird, weil sie mit 39 km/h etwas schnell zu ihrem Arzttermin unterwegs ist.

Die Laserpistole piept. "41, der schwarze Twingo", ruft Polizeikommissar Michael Russ seinem Kollegen Helmut Leenen zu. Der stoppt die etwas zu forsche junge Dame, die nur deshalb etwas mehr Gas gegeben haben will, weil hinter ihr jemand drängelte. "Sonst fahre ich hier immer richtig." Leenen muss schmunzeln. Es gibt wohl kaum eine Ausrede, die er noch nicht gehört hat. Macht trotzdem 15 Euro.

"Der Radfahrer mit dem roten T-Shirt. Ist bei Rot gefahren", knarzt es aus dem Handsprechfunkgerät. Der "Petz-Posten", Kollege Friedhelm Gerits, der sich unweit der Bergstraße postiert hat, hat’s genau gesehen. Leenen stoppt den entgegenkommenden Daniel (Name geändert) auf dem Radweg vor der Schule. Schließlich müssen auch die Schüler wissen, wie gefährlich ihr vermeintliches Kavaliersdelikt sein kann. Ehrfürchtig hört sich der Junge die mahnenden Worte des Polizeibeamten an, nickt eifrig und verspricht schließlich, künftig aufzupassen.

Polizeihauptkommissar Uwe Hamann wird derweil wechselweise von Eltern und Lehrerinnen in Beschlag genommen. Wenn die Polizei schon mal da ist, kann man auch die hiesigen Probleme loswerden, lautet die Devise. Allen geht es um die morgendliche Situation, wenn Schüler von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht werden. In der Tat geht es auf der Lise-Meitner-Straße direkt neben dem Schulgelände zu wie im Taubenschlag. Der häufigste Kritikpunkt: Die Eltern fahren sogar auf den Bürgersteig. "Am liebsten würden die wohl bis auf den Schulhof fahren", ruft eine Frau. Hamann kann die Sorgen der Menschen verstehen: "Es ist für die Schüler in der Tat gefährlich, wenn die Wagen sogar auf den Bürgersteig gesteuert werden."

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