Selbstwertgefühl mit Sport

Junge Rollstuhlfahrer kamen ins Sozialpädagogische Zentrum des Klinikums. Dort wartete eine Nationspielerin auf sie.

Selbstwertgefühl mit Sport
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es sieht aus wie eine Szene vom Kindergeburtstag — bis auf die Rollstühle. Knapp zehn Kinder zwischen zehn und vierzehn Jahren rollen durch den Raum im Sozialpädagogischen Zentrum (SPZ) des Helios-Klinikums, es läuft „Football’s coming home“. Jedesmal wenn die Musik ausgeht, greifen alle in die Reifen ihrer Rollstühle, halten an. Stopptanz.

„Fahrtraining“ heißt das heute, beim Aktionstag „Mobilität im Rollstuhl“ des SPZ. Auch Linus macht mit, der Elfjährige sitzt in einem Rollstuhl mit Fortuna-Düsseldorf-Logo. Er ist auch hier, damit die Einstellungen an seinem Rolli überprüft werden. Sitzwinkel, Radstand, und sogar die Höhe der Rückenlehne können für einen Rollstuhlfahrer sogar darüber entscheiden, ob er ein Glas Wasser in der Hand halten kann oder nicht. „Wir gehen davon aus, dass diese Einstellungen bei über 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht optimal sind“, sagt Ilona Krois, Leitende Ärztin am SPZ. Und Axel Görgens vom Behindertensportverband sagt sogar: „Für viele Behinderte ist der Rollstuhl deswegen das größte Handicap.“

Deswegen fährt Linus auf die Waage, die in einem etwas kleineren Raum steht. Görgens und Krois können hier ablesen, wie „aktiv“ der Rollstuhl eingestellt ist. Entscheidend ist dafür, wie sich das Gewicht auf die beiden Achsen verteilt. Bei einigen Rollis können die Einstellungen sofort angepasst werden, bei Linus’ Modell geht das nicht: Für ihn gibt es einen Zettel mit Empfehlungen.

Doch die technische Komponente ist nur ein Teil des Aktionstages. Deshalb ist auch Marina Mohnen im SPZ. Die Rollstuhl-Basketball-Nationalspielerin gewann 2012 mit Deutschland Gold bei den Paralympics. Heute zeigt sie Kindern und ihren Eltern, wie Rollstuhl-Basketball funktioniert. Für Axel Görgens ist das sehr wichtig: „Offiziell heißen Rollstühle ‘Krankenfahrzeuge’. Der Sport kann Kindern helfen, sich davon zu emanzipieren und ein Selbstwertgefühl zu entwickeln.“ Zwei Mädchen hinter ihm werfen sich den Basketball zu, werfen Körbe und lachen, beide sitzen im Rollstuhl. Er hat recht.

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