Jugend forscht Wie schmeckt gefärbtes Wasser?

Lassen wir uns so einfach täuschen — Schülerinnen haben es erforscht.

Jugend forscht: Wie schmeckt gefärbtes Wasser?
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Anna hält den Trinkbecher mit einer gelblichen Flüssigkeit in der Hand. Der Gedanke an das Orangengetränk eines amerikanischen Herstellers drängt sich auf. Und das soll auch so sein. Denn ihm Rahmen eines Schulprojekts wollten vier junge Damen des Ricarda-Huch-Gymnasiums herausfinden, ob handelsübliche Lebensmittelfarbe, in Wasser aufgelöst, das Geschmacksempfinden beeinflusst. Dass sie mit ihren Versuchen auch im Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ antraten, war ein Nebeneffekt.

Anna Plückhahn, Magi Keuthen, Carolin Platen und Emilia Weiss hatten die Chance, im Wahlpflichtbereich BCE (Biologie, Chemie, Ernährung) ihr Projekt gegen eine Klausur einzutauschen. Eine Fernsehdokumentation, in der Kuchen eingefärbt wurden, brachten sie auf das Thema. Denn „der Gelbe“ war am meisten verkauft worden.

„Kurz nach den Sommerferien ging es los“, erzählt Magi. Was sich so einfach anhört, zog sich dann doch über ein halbes Jahr hin. Zunächst dachten die Mädels an Pudding, den sie einfärben wollten. Nur: Pudding hat einen Eigengeschmack, der das Ergebnis verfälschen würde. Also „Kranenburger“ als neutrales Element. Dem fehlte allerdings das prickelnde Etwas. Sie landeten beim Mineralwasser, das alle Voraussetzungen erfüllte.

Dann musste das Kind einen Namen bekommen: „Interpretiert der Mensch automatisch durch Einfärben von Mineralwasser einen anderen Geschmack?“ Damit der Forschungs-Corpus Hand und Fuß bekam, wurde ein Fragebogen entwickelt, den die Mitschüler nach der Verkostung ausfüllen sollten.

„Damit waren die Vorbereitungen noch lange nicht abgeschlossen“, sagt Bio-Lehrer Peter Blitzner, der die Truppe betreute. Denn aus den Klassen fünf, sechs, sieben und neun sollten die 60 Tester kommen. Da es sich um minderjährige Schüler handelte, setzten die vier Forscher einen Brief auf, mit dem die Eltern informiert wurden, dass man ihren Sprößlingen aus wissenschaftlichem Interesse eine Flüssigkeit einflößen wolle. Gibt es Einwände?

Das war offenbar nicht der Fall, denn die Schülerinnen bekamen ihre 60 Testpersonen zusammen. Die wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, saßen im vorbereiteten Klassenraum jeweils vor einem Becher, der nacheinander mit blauem, grünem, gelbem und rotem Mineralwasser aus der Thermoskanne gefüllt wurde. Carolin: „Besonders die jüngeren Schüler waren total aufgeregt.“ Die geplante Stille beim Test habe sich als Illusion erwiesen.

Ein wenig fies war das Forscher-Quartett auch noch: Als Gruppe A den Raum betrat, standen wie zufällig zwei Flaschen auf einem Tisch: Cola und Bionade. Diese Gruppe war es dann auch, die mehr Geschmack in das farbige Wasser hineininterpretierte. Aber auch in Gruppe B tat die Lebensmittelfarbe ihre Wirkung. Beide Gruppen schmeckten Kakao, Früchtetee, Fanta, Saft gemischt mit Wasser, Minze oder eben Bionade heraus. Und „Rot“ machte bei den Farben das Rennen.

Die ausgewerteten Ergebnisse wurden beim Regionalwettbewerb von Jugend forscht in Krefeld vorgestellt. Anna, Magi, Carolin und Emilia haben zwar keinen Preis gewonnen, aber viel Erfahrung gesammelt. Eine Rückmeldung, wie gut die Arbeit war, gab es von der Jury nicht. Und das hat den Schülerinnen nach rund vier Monaten Arbeit gefehlt: Man wisse einfach nicht, was man für das nächste Mal verbessern könne.

Bio-Lehrer Blitzner nimmt’s gelassen: „Es ging uns darum, Kompetenzen zu entwickeln für wissenschaftliches Arbeiten, sorgfältige Vorbereitung und Präsentation. Das ist gelungen. Wir sind sehr zufrieden und werden an der Schule weitermachen.“

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