"" Thorsten Hansen: „Ich will in die Stichwahl“

Thorsten Hansen ist OB-Kandidat der Grünen und dafür einer mit eigenwilliger Vita — IT-Manager, der sich in der Wirtschaft auskennt. Er strebt die Stichwahl an.

Thorsten Hansen ist der Überraschungskandidat bei den Oberbürgermeisterwahlen 2015. Fotos: Andreas Bischof

Thorsten Hansen ist der Überraschungskandidat bei den Oberbürgermeisterwahlen 2015. Fotos: Andreas Bischof

Krefeld. Thorsten Hansen ist der Überraschungskandidat bei den Oberbürgermeisterwahlen 2015. Bei den zahlreichen Diskussionen macht er eine gute Figur. Er tritt verbindlich im Ton, selbstbewusst und informiert in der Sache auf, beweist aber auch durchaus Humor, wenn er zum Beispiel auf seinem Plakat den Spruch seines CDU-Kontrahenten „Der macht das“ mit dem eigenen Spruch „Der kann das!“ kontert. Zudem entspricht er so gar nicht dem äußeren Erscheinungsbild, das manch Bürgerlicher noch von einem Grünen im Kopf hat. Zu Terminen erscheint er im dunklen Anzug — wenn auch ohne Krawatte — und glatt rasiert. Die WZ sprach mit dem Manager in der IT-Branche, der sich Chancen ausrechnet, in die Stichwahl zu kommen.

Gestenreich zeigte sich Hansen bei seinem Besuch in der WZ-Redaktion.

Gestenreich zeigte sich Hansen bei seinem Besuch in der WZ-Redaktion.

Herr Hansen, derzeit wird sehr viel über die persönliche Situation der OB-Kandidaten diskutiert. Sie halten sich mit Informationen über Ihre Vita sehr zurück. Warum?

Thorsten Hansen: Weil ich nicht Wahlkampf mit der Familie machen will, sondern mit Inhalten. Ich zeige auf, welche Erfahrungen ich mitbringe, zum Beispiel aus der Wirtschaft.

Wie kommt denn ein IT-Manager zu den Grünen?

Hansen: Grüner war ich schon, bevor ich Manager wurde. Das war aber nie ein Problem. Ich komme aus einem sozialdemokratisch geprägten Arbeiterhaushalt. Mit 16 oder 17 musste ich in der Schule ein Referat über Umweltverschmutzung in Japan halten. Das war so eine Art Erweckungserlebnis. Ich habe mich dann in der Schule in einem Umweltschutzverein engagiert. Später im Studium in Stuttgart war ich beim BUND. Und habe immer Grün gewählt, weil mir das Thema ökologischer Umbau der Industriegesellschaft wichtig war.

Und wann sind Sie dann Mitglied geworden.

Hansen: Das war nach dem verlorenen Bundestagswahlkampf 1990, als die Grünen rausgeflogen sind. Da habe ich mir gedacht: „Jetzt erst recht“. Ich bin 1991 in Essen eingetreten, war dann in Hamburg Mitglied. Als ich nach Krefeld kam, hat Bönders mich unter seine Fittiche genommen. Ich war im Vorstand, bei Wahlkämpfen dabei, habe für die Bezirksvertretung Hüls kandidiert, bin aber nicht reingekommen. Dann sollte ich auch für den Rat antreten, bin auf der Liste weiter nach vorne gerückt und war dann bei der letzten Kommunalwahl drin. Das macht mir extrem viel Spaß.

Was reizt sie denn an der Lokalpolitik?

Hansen: Man nimmt die Stadt noch mal anders wahr. Ich versuche, neue Wege zu gehen und denke, dass ich in der Zeit schon Zeichen gesetzt habe. In der nicht eben einfachen Haushaltsberatung zum Beispiel waren wir Grünen das ausgleichende Element zwischen SPD und CDU. Man muss über die Parteigrenzen hinweg für Krefeld etwas tun.

Werben Sie denn mit ihrer Kandidatur nur für die grüne Sache oder rechnen Sie sich mehr aus?

Hansen: Ich bin überzeugt, dass ich von den drei Kandidaten am besten die Stadt führen könnte. Ich sage am konkretesten, was ich tun würde, ich habe mich sehr tief in die Sachthemen reingearbeitet. Das wird von den Bürgern auch honoriert. Ich setze auf Kompetenz, Substanz, berufliche Erfahrung und Persönlichkeit. Da tritt das Parteibuch ein Stück in den Hintergrund.

Und wie reagieren die Parteikollegen darauf?

Hansen: Da gabe es schon Diskussionen. Wissen Sie, Köpfe auf Plakaten — das war bei den Grünen immer verpönt. Aber dieser Wahlkampf ist anders, weil nicht gleichzeitig der Rat gewählt wird. Er ist auf die Person bezogen. Ich habe zudem keine typische grüne Vita, ich betone den Wirtschaftsaspekt, setzte mich für den Chemiestandort ein — auch das ist sicherlich ein Schritt für meine Partei, so jemanden zu unterstützen.

Wie schätzen sie Ihre Chancen am 13. September ein?

Hansen: Die letzten zehn Jahre waren keine guten zehn Jahre für Krefeld. Und das hat die schwarze beziehungsweise schwarz-gelbe Mehrheit auf ihrem Konto. Deshalb sehe sich gute Chancen, auch bürgerliche Stimmen zu gewinnen. Ich glaube deshalb, dass Vermeulen und ich in Schlagweite sind und dass ich in die Stichwahl kommen kann.

Was würden Sie anders machen als der Amtsinhaber Gregor Kathstede?

Hansen: Was mich von ihm unterscheidet, ist dass ich aus der Wirtschaft komme. Ich habe das Know-how — auch was die Finanzen betrifft. Ich habe Unternehmen beraten und weiß, wie man nachhaltig Finanzen saniert. Herrn Kathstede ist die Modernisierung der Verwaltung nicht gelungen. Wenn man sich Städte wie zum Beispiel Hannover ansieht, hat Krefeld zehn Jahre verschlafen. Die Kommunikation in der Verwaltung funktioniert nicht, moderne Mitarbeiterführung setzt aber auf Kommunikation und Wertschätzung der Mitarbeiter. Das muss man vorleben. Ich würde in den ersten vier Wochen eine Mitarbeiterversammlung machen, um die Ziele zu erklären. Ich würde mit dem Personalrat und den Führungskräften die Ideen besprechen und zum Jahreswechsel die ersten organisatorischen Veränderungen umsetzen. Zudem vermisse ich die Bürgerbeteiligung. Ich bin begeistert von der Kompetenz in dieser Stadt — Bürgervereine, Ehrenamtler, Initiativen — die fühlen sich aber nicht abgeholt.

Haben Sie denn Erfahrung in der Mitarbeiterführung?

Hansen: Ich war für über 100 Leute verantwortlich, bin aber jetzt in einem Bereich tätig, wo ich keine Mitarbeiterverantwortung trage, sondern ein neues Geschäftsfeld — cloud computing — international implementiere.

Ihre Kernkompetenz ist aufgrund ihrer beruflichen Erfahrung die Wirtschaft. Was läuft da in Krefeld schief?

Hansen: In ganz Deutschland geht die Arbeitslosigkeit zurück, nur in Krefeld liegen wir sogar noch über dem Landesdurchschnitt. Das muss sich ändern. Denn dadurch haben wir auch enorm hohe Sozialkosten. Deshalb will ich die Arbeitslosigkeit in der Amtsperiode um mindestens drei Prozent auf den NRW-Durchschnittswert von acht Prozent senken. Um das zu erreichen, will ich ein Krefelder Bündnis für Arbeit schmieden. Viele Initiativen — zum Beispiel der Wirtschaftsförderung sind den Unternehmen gar nicht bekannt. Zudem ist es zwar wichtig, um Neuansiedlungen zu werben, aber man darf den Dialog mit den Firmen vor Ort nicht vernachlässigen. Und wenn die Entscheider außerhalb von Krefeld sitzen, muss man zur Not dorthin reisen, um diesen Dialog zu führen. Ich höre immer wieder, dass die Wirtschaft einen Ansprechpartner im Rathaus vermisst. Ich will der oberste Wirtschaftsförderer sein. Das kann ich und dazu habe ich auch Lust.

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