Stadtgeschichte(n): Benzin aus dem Automaten und Autogramme von Mario Adorf

Krefeld vor 50 Jahren, gesehen und dokumentiert in Bildern vom ehemaligen WZ-Fotografen Axel Gayk.

Krefeld. Das Jahr 1962 war das Jahr der Kuba-Krise, das Zweite Vatikanische Konzil begann, die Spiegel-Affäre bewegte die Bundesrepublik und das mehrteilige Fernsehspiel „Das Halstuch“ von Francis Durbridge fesselte Millionen Zuschauer vor den Fernsehschirmen.

Vor einem halben Jahrhundert strömten in Krefeld Tausende auf den Sprödentalplatz, aber nicht wegen eines Trödelmarktes oder der Kirmes. Die Freifläche wurde zu einem Areal für Motorsportfreunde, denn an der Uerdinger Straße fanden Gokart-Rennen statt.

Keine Teenager, sondern schon ältere Semester saßen in den 100-Kubikzentimeter- und 200-Kubikzentimeter-Flitzern. Eine Zeitung schrieb: „Mancher Fahrer fuhr in die Strohballen, die als erschwerende Hindernisse auf der 400 Meter langen Strecke und an den Rändern zum Schutz der Zuschauer lagen.“

Im Jahr 1962 wetteiferten Gokart-Fahrer bei mindestens drei solcher Veranstaltungen auf dem Sprödentalplatz unter anderem beim 3. ADAC-Rennen.

Passend für alle Autobegeisterten gab es in der Samt- und Seidenstadt auch eine für die 1960er-Jahre praktische Erfindung. Denn in Krefeld konnten die Menschen Benzin auch aus dem Automaten ziehen. Eine hiesige Firma stellte diese in Serie her.

Ein erstes Gerät stand an einer Tankstelle an der Hülser Straße/Ecke Ring, für alle, die nach der Öffnungszeit einer Tankstelle noch Kraftstoff benötigten. Für fünf D-Mark erhielt man damals vier Liter Benzin.

Aufsehen erregte ein überraschender Besuch eines Kinostars. Der Schauspieler Mario Adorf kam nach Krefeld. Im Seidenfaden am Ostwall lief sein neuer Film „Straße der Verheißung“, in dem er die Hauptrolle spielte. Im November 1962 spielte er in Düsseldorf Theater und kam zu einem Abstecher in die Seidenstadt. „Es dauerte nicht lange und Mario Adorf war von Kinobesuchern belagert. Bereitwillig und ausdauernd gab er Autogramme“, so wird berichtet.

Nicht minder Aufsehen erregte ein archäologischer Fund. Die Archäologin Renate Pirling entdeckte auf dem Gräberfeld in Gellep ein Fürstengrab.

Und sowas nennt sich Sommer“ schrieb eine Tageszeitung. Nur zwölf Grad Lufttemperatur und noch etliche Grade geringere Wassertemperatur herrschten am Römersee in Linn. Der städtische Bademeister auf dem Sprungtrum konnte nur gut vermummt seine Zeitung lesen.

Was sonst noch im Jahr 1962 geschah, ist in der Fotogalerie „Krefeld vor 50 Jahren“ zu sehen. Die Aufnahmen stammen aus dem Bestand des WZ-Fotografen Axel Gayk, den das Stadtarchiv im vergangenen Jahr erwarb und nun erfasst und dokumentiert.

Im Internet ist die Bildergalerie auf der städtischen Homepage unter deren Rubrik Freizeit und Tourismus“ zu finden: www.krefeld.de

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