Mein Weihnachtserlebnis: Ein Baum als Brennholz

Krefeld. „Der Krieg hatte meine Familie nach Plauen im Vogtland verschlagen. Mein Vater fiel Anfang 1942 beim Russland-Feldzug, meine Mutter blieb mit uns drei Kindern übrig.

Ich war vier Jahre alt und wir waren bettelarm. Zur Weihnachtszeit 1945 bekamen wir einen Baum zugeteilt, den wir für Brennholz fällen konnten. Meine Mutter und mein älterer Bruder haben den Baum im Wald gefällt. Sie liefen in den Ort, um einen Schlitten zu holen. Mich setzte meine Mutter auf den gefällten Baum, ich sollte aufpassen, damit er nicht geklaut wurde. Der Wald war tief verschneit, ich hatte lange, kratzende Wollstrümpfe an, zwischen kurzer Hose und den Strümpfen waren meine Beine nackt. Es war unglaublich kalt, die nackten Oberschenkel waren blau gefroren. Ich werde nie vergessen, welche Angst ich hatte. Nicht vor der Kälte, sondern davor, dass man mir den Baum wegnehmen würde und wir über das Weihnachtsfest kein Brennholz zum Wärmen hätten.“

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