Mein Weihnachtserlebnis: Ein Brot für jedes Kind

Krefeld. „Ich bin 1938 in Ostpreußen geboren. 1947 wurden wir im Viehwaggon vertrieben, meine Mutter und sechs Kinder im Alter von neun bis 17 Jahren. Wir kamen nach Sachsen, in die Nähe von Leipzig.

1947 stand auf dem Tisch eine Torte aus dunklem Mehl, oben ein Tannenbaum gespritzt. Das war ein Fest! Und 1948 war Weihnachten ein besonderes Jahr! Jedes Kind bekam ein Ein-Pfund-Brot geschenkt. Uns erschien es riesengroß, war es doch das erste Mal im Jahr, dass wir uns am Brot satt essen konnten. Wir trauten uns kaum, hineinzubeißen! Später, als wir Geschwister längst verheiratet waren und eigene Kinder hatten, fragten wir unsere Mutter, wie sie es damals mit dem Brot geschafft hatte. Sie sagte, dass sie das ganze Jahr über mühsam einige Lebensmittel-Zucker-Marken gesammelt und Weihnachten beim Bäcker gegen Brot eingetauscht hätte. Inzwischen sind 64 Jahre vergangen, aber ich muss jedes Jahr zu Heiligabend daran denken.“

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