Mein Weihnachtserlebnis: Eine Handvoll Kartoffelbrei

Krefeld. „Wir waren fern der Heimat deutsche Kriegsgefangene des Lagers 7362 an der Wolga, unterernährt, wir wogen zeitweise nur noch 50 Kilogramm. An den Weihnachtstagen des Jahres 1945 herrschten tiefe Minustemperaturen.

Wir mussten am Heiligabend bei bitterer Kälte noch einmal antreten: Frierend und zitternd in den dünnen Wehrmachtsmänteln zogen wir Baumstämme über die gefrorene Wolga. Nichts erinnerte im schneebedeckten Lager an Weihnachten, wir hätten es auch nicht ertragen können. Still lagen wir auf unseren Pritschen, die Gedanken schweiften nach Hause. Doch die Russen zeigten 1945 auch ihr Herz: Wir erhielten nach der dünnen Wassersuppe eine Handvoll Kartoffelbrei, den es vorher und nachher nie mehr gegeben hat. Ich spüre heute noch diesen herrlichen, langentbehrten Geschmack auf meiner Zunge. Es war ein Geschenk der Russen, die selber in jenen Tagen hungerten. Danke!“

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