Elf Spiele ohne Niederlage: Das macht den KFC so stark

Die Gründe für den Aufschwung des Fußball-Oberligisten.

Krefeld. Auf acht Punkte ist der Vorsprung des KFC Uerdingen auf die Konkurrenz in der Fußball-Oberliga angewachsen. Was macht die Mannschaft so stark — eine Analyse.

„Die Mannschaft hat Charakter“, sagt Eric van der Luer. So wie es Trainer eben gerne sagen, um ihr Team zu loben. Der Unterschied zwischen dem KFC und der Konkurrenz ist, dass die Mannschaft diese Charakterstärke in nahezu jeder Situation im Spiel umsetzen kann.

Dazu braucht es Spieler, die überdurchschnittlich begabt sind, aber auch einen Trainer, der die Richtung klar vorgibt und der bedingungslos gegen Widerstände (zum Beispiel des Präsidenten) ankämpft.

Die taktische Ausrichtung von van der Luer ist offensiv. Gleichzeitig beginnt aber die Defensivarbeit schon im Sturm. Der KFC setzt seine Gegner früh unter Druck, zwingt sie zu Fehlern und hat die Fähigkeiten, dann das Spiel schnell zu machen.

Dabei unterlaufen den Uerdingern auch selbst Fehler, die jedoch nur selten zu Gegentoren führten. Bei einem Ballverlust reagieren die Spieler wie Bienen, deren Nest angegriffen wurde. Der Gegner wird mit hohem Laufaufwand blitzartig umschwärmt und der Ball zurück erobert.

Sieben Gegentore in elf Spielen — die Abstimmung in der Viererkette ist perfekt. Sie reagiert bei eigenen Fehlern schnell und hat im griechischen Ex-Profi Ioannis Alexiou einen herausragenden Chef. Sascha Samulewicz im Tor verhinderte durch seine gute Strafraumbeherrschung und Nervenstärke im direkten Duell schon so manchen Gegentreffer.

Auch in der Offensive wurden die richtigen Personalentscheidungen getroffen. Issa Issa ist mit bereits 14 Ligatoren Mittelfeldstratege und Torjäger zugleich. Patrick Ellguth sorgt als „Sechser“ für viel Stabilität. Rückkehrer Benjamin Baltes weiß mit seiner Ballsicherheit zu überzeugen.

Eric van der Luer hat sich als nimmermüder, detailversessener und strategisch denkender Übungsleiter schnell Vertrauen bei den Spielern, den Verantwortlichen und den Fans erarbeitet. Fleiß und Bodenständigkeit zählen beim Niederländer mehr als in der Vergangenheit erarbeitete Meriten. Van der Luer weist auch nach einem 6:0-Sieg noch auf Missstände und Gefahren hin.

Außerdem beschäftigt er sich intensiv mit dem Privatleben der Spieler. „Fußball ist das, was ein Spieler fünf Prozent des Tages macht. 95 Prozent des Tages ist er Mensch. Irgendwann sind private Probleme eines Spielers auf dem Platz zu sehen“, sagt der Trainer. Die Folge: Van der Luer kann die Spieler individuell behandeln, nicht alle gleich. Das Verständnis der Spieler untereinander ist dadurch sogar gestärkt worden.

Eric van der Luer hat es geschafft, Ruhe ins Umfeld zu bekommen, oder, wie er es formuliert, „die Unruhe zu strukturieren“. Seine Philosophie: Man darf bei ihm sehr viel machen, nur nicht das, von dem er meint, dass es dem Verein schadet. „Die Leute müssen da eingesetzt werden, wo sie eine Rolle spielen können, die dem Verein hilft. Sie sollen keine Sachen machen, die sie nicht können.“

Die Zeiten, in denen jeder mitreden darf beim KFC, scheinen vorbei. Dennoch sagt der Trainer: „Vor allem im Umfeld ist noch viel Arbeit, das Vertrauen zurückzugewinnen dauert.“

Präsident Lakis hat er in ehrlichen Gesprächen dazu bewegt, sich zurückzuhalten und nur noch mit den angenehmen Dingen zu beschäftigen. „Alles, was Lakis macht, strahlt auf die Mannschaft ab. Das hat er verstanden“, sagt van der Luer.

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