KFC-Trainer Wongrowitz: „Kein Wettrüsten auf Biegen und Brechen“

Der Erfolgstrainer des KFC Uerdingen, Peter Wongrowitz, hat nach dem Siegestaumel bereits die neue Saison fest im Blick.

Krefeld. Es war eine lange Nacht. Auch KFC-Trainer Peter Wongrowitz genoss die Aufstiegsfeier bis in die frühen Morgenstunden.

Sogar für den 60-Jährigen, der als Jugendtrainer dreimal Deutscher Meister geworden ist, ist diese Saison mit 84 Punkten und 93 erzielten Toren ein Höhepunkt seiner Karriere. Im WZ-Interview offenbart der Dortmunder seine Gefühle und blickt auf die anstehende Saison in der NRW-Liga.

Wie lange hat die Aufstiegsparty gedauert?

Peter Wongrowitz: Ich war um halb drei zu Hause in Dortmund. Am Stadion war glaub’ ich um drei Uhr Schluss. Diese Party hatten sich die Spieler und Fans verdient. Es dürfen sich jetzt alle ein paar Tage freuen, nachdem sie ein Jahr lang ganz hart gearbeitet hatten.

Alle, die beim KFC was machen, also auch die Platzwarte, die für ganz wenig Geld vernünftige Bedingungen geschaffen haben, die Betreuer, das Personal in der Geschäftsstelle, die Leute, die im VIP-Raum arbeiten. Viele vergisst man immer beim Aufzählen.

Da muss man mal ein Lob aussprechen. Wenn du das nicht im Team machen kannst, dann erreichst du auch nichts. Nur die Mannschaft oder der Trainer können nichts erreichen.

Wie groß war der Stein, der Ihnen nach dem 2:1-Sieg in Wuppertal vom Herzen gefallen ist?

Wongrowitz: Natürlich ist allen ein Stein vom Herzen gefallen. Vor und während des Spiels hat man natürlich andere Dinge zu tun. Ich musste bis zur letzten Sekunde die Mannschaft coachen. Nach dem Spiel kam natürlich die Erleichterung. Was wir überhaupt geschafft haben, wird erst in den nächsten Tagen in den Köpfen ankommen.

Was waren während der Saison aus sportlicher Sicht die Knackpunkte?

Wongrowitz: Ich bin im Sommer zum KFC gekommen, kannte die Spieler nicht und musste das Personal übernehmen. Ich habe dann noch einige Spieler aufgrund meiner Kontakte hinzu geholt. Es ist uns relativ schnell gelungen, daraus eine Einheit zu machen.

Die Mannschaft hat einen sehr guten Charakter und hat teilweise überragende Fußballspiele abgeliefert. Wir haben offensiv nach vorne gespielt und so die Leute auf unsere Seite gezogen. Dass wir in meinem ersten Jahr sofort aufsteigen, damit habe ich nicht gerechnet.

In der Defensive hat sich die Mannschaft zu Saisonbeginn schwer getan.

Wongrowitz: Man muss sehen, dass uns zeitweise die gesamte Abwehr weggebrochen ist. Michael Lorenz, der vor der Saison als Kopf der Defensive geholt wurde, hat sich nach dem sechsten Spieltag schwer verletzt, ein Schien- und Wadenbeinbruch in Hiesfeld. Er war auch verbal der Leader in der Mannschaft.

Später kam die Verletzung von Michael Baum hinzu, der erst nach der Winterpause seine Form gefunden hat. Franck Njambe fiel zeitweise wegen des Todes seiner Mutter in Kamerun aus. Das erklärt die Schwankungen in den Ergebnissen.

Sicherlich habe ich auch Fehler gemacht mit der ein oder anderen Auswechslung. Nach zehn Spieltagen waren wir acht Punkte hinter dem Spitzenreiter. Dann waren wir wieder dran. Hart waren die Englischen Wochen mit sieben Spielen, die unter der Woche stattgefunden haben.

Bei den anderen Teams war es besser aufgeteilt, warum auch immer. Viele haben das unterschätzt: Sieben Englische Wochen heißt eine psychische und körperliche Belastung. Alle geben gegen den KFC 100 Prozent. Dadurch hatte Turu zwischendurch wieder die Nase vorn. Das konnten wir zum Glück in einem Herzschlagfinale kippen. Auch wenn das Spiel in Wuppertal nicht toll war, am Ende zählen nur die drei Punkte.

Welchen Anteil haben die Fans am Erfolg?

Wongrowitz: Man muss doch nur mal in die Gesichter der Fans gucken. Sie haben 17 Jahre lang was auf die Fresse bekommen. Jetzt haben sie sich den Aufstieg verdient. Dieses Jahr haben wir alle Rekorde gebrochen: Die längste Serie, meiste Auswärtssiege, meiste Tore, wenigsten rein bekommen. 3200 Fans sind mitgefahren nach Wuppertal.

Was die dort abgeliefert haben, auch an Choreographie, ist sensationell. Klar erleichtert das auch Spielerverpflichtungen. Mit den Fans, mit der Tradition — klar wollen viele deswegen hier spielen.

Wird es durch die Erfahrungen in dieser Saison vor allem in der Defensive Verstärkungen geben?

Wongrowitz: In allen Bereichen ist was möglich. Voraussetzung ist, dass wir uns verstärken. Wir müssen uns nicht ergänzen, das brauchen wir nicht. Natürlich müssen wir uns hinten verstärken, ganz klar. Da fehlt auch die Man-Power. So viele Innenverteidiger haben wir nicht.

Ich hoffe auf die Rückkehr von Michael Lorenz. Wir wollen aber nicht die Mannschaft umkrempeln. Wir wollen an einigen Stellschrauben drehen, aber weitgehend an Nuancen arbeiten. Nicht das große Rad drehen.

Haben Sie sie sich bereits mit der NRW-Liga im Detail befasst?

Wongrowitz: Der Topverein und Zuschauermagnet Rot Weiß Essen ist raus. Ich befürchte fast, dass wir der Zuschauermagnet sein werden. Es sind einige interessante Vereine dabei. Einige davon werden aufrüsten. Das machen wir nicht, wir wollen eher den Etat reduzieren. Es ist schließlich so: Das Geld wächst nicht auf den Bäumen. Man muss den Hut davor ziehen, dass Lakis das hier so macht. Das ist schließlich nicht normal.

Wir werden uns nicht so weit aus dem Fenster lehnen, auf Teufel komm raus Spieler holen, um unbedingt Dritter oder Vierter zu werden (das würde wohl die Qualifikation für die Regionalliga bedeuten, d.Red.), um dann den Kollaps zu erleiden. Wir sind Aufsteiger, müssen erstmal Respekt haben vor allen Vereinen. Wir müssen uns aber nicht in die Hose machen. Wir haben eine gute Mannschaft, die mithalten kann. Ob wir so gut sind und Vierter werden können, wird man sehen.

Wen sehen Sie als ärgste Konkurrenten?

Wongrowitz: Fortuna Köln ist der Favorit. Aber auch die Sportfreunde Siegen wollen viele neue Spieler holen. Zur Spielgemeinschaft Viktoria Köln / FC Junkersdorf wird wohl die halbe Mannschaft von Germania Windeck wechseln, inklusive Sponsor und Trainer Heiko Scholz. Velbert hat einen guten Sturm und hat einen Spieler von Wuppertal dazu geholt. Die wollen auch aufsteigen. Auch die etablierten Vereine darf man nicht vergessen.

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