Der NHL-Star im Interview: Herr Ehrhoff, bleiben Sie?

Christian Ehrhoff über den Heimatverein Krefeld, seine NHL-Kollegen, und Weihnachten — vielleicht sogar in Deutschland.

Krefeld. Die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL ruht wegen des Lockouts, Klubbesitzer und Spieler sind sich nicht über die finanziellen Konditionen einig. Deshalb spielt Christian Ehrhoff von den Buffalo Sabres noch immer bei den Krefeld Pinguinen in der DEL. Vielleicht sogar länger, als man erwarten konnte.

Herr Ehrhoff, Sie sind beim Deutschland-Cup am Wochenende in München nicht dabei. Was ist der Grund?

Christian Ehrhoff: Die Versicherung, die die Pinguine für mich abgeschlossen haben, gilt nicht für Einsätze in der Nationalmannschaft. Da musste erst eine neue abgeschlossen werden.

Sie haben im Durchschnitt mehr als 25 Minuten Eiszeit pro Spiel. Da müsste eine Spielpause doch gelegen kommen.

Ehrhoff: Ein bisschen Erholung tut sicherlich gut. Trotzdem hätte ich gerne gespielt, ich habe auch eine Verpflichtung der Nationalmannschaft gegenüber.

Ist das auch ein Grund dafür, dass Sie zuletzt quasi auf Promotiontour für das Eishockey gehen?

Ehrhoff: Für das Eishockey und die DEL ist das eine Chance, nach außen gut da zu stehen. Der Aufwand ist natürlich riesig, wenn man für ein Fernsehinterview extra nach Salzburg fahren muss. In den vergangenen Tagen ist es aber schon ruhiger geworden, da gab es nur noch die eine oder andere Interview-Anfrage.

Wie groß ist die Chance, dass Sie erstmals nach rund zehn Jahren wieder Weihnachten in Deutschland feiern können?

Ehrhoff: Die Möglichkeit besteht durchaus. Allerdings hoffe ich, dass bei den Tarifverhandlungen Fortschritte gemacht werden und es noch eine Einigung gibt. Im Moment mache ich das Beste daraus, spiele bei meinem Heimatverein. Letztlich habe ich keinen Einfluss darauf, wie es in der NHL weitergehen wird.

Kann es sogar sein, dass Sie die komplette Saison in Krefeld absolvieren?

Ehrhoff: Einer der Knackpunkte der Verhandlungen war auch das Wintergame am 1. Januar. Denn das ist für die Vereine der NHL eine ganz wichtige Einnahmequelle. Da das gecancelt ist, könnte tatsächlich die komplette NHL-Saison abgesagt werden.

Immerhin bleibt Ihnen jetzt mehr Zeit für das Familienleben.

Ehrhoff: Gerade für die Familie ist das sicherlich toll. Jetzt können mich auch meine Eltern und Schwiegereltern mal spielen sehen. Wenn die Saison in der NHL normal gestartet wäre, hatten wir schon geplant, dass meine Frau mit den beiden Kindern extra nach Deutschland zurückfliegen sollte, um hier St. Martin zu feiern. Da freuen sich alle schon drauf, gerade für die Kinder ist das etwas ganz Besonderes.

Was unterscheidet den Spielbetrieb in der NHL von dem der DEL?

Ehrhoff: In der DEL hat man einen festen Rhythmus mit zwei Spielen am Wochenende. In der NHL hast Du über verschiedene Tage drei, vier Spiele in der Woche. Da bist Du gerade in der DEL zum Saisonende ausgeruhter. Gewöhnungsbedürftig sind in der DEL nur die langen Auswärtsfahrten. Da sitzt du acht Stunden im Bus, dann geht es aufs Eis und wieder acht Stunden zurück.

Ihre deutschen NHL-Kollegen Marco Sturm und Jochen Hecht sind derzeit vertragslos, spielen nicht in Deutschland. Warum?

Ehrhoff: Jochen ist in Buffalo geblieben, weil seine Kinder dort zur Schule gehen, auch Marco hat schulpflichtige Kinder. Für sie ist es bei der Suche nach einem neuen Verein deshalb nicht so einfach, wie für jene Spieler, die einfach ihre Tasche packen können.

Werden Ihre Töchter auch in Buffalo die Schule besuchen?

Ehrhoff: Ja, die älteste ist jetzt dreieinhalb Jahre alt. Wenn sie eingeschult wird, können wir im Sommer nur noch während der Ferien für rund zwei Monate nach Krefeld kommen.

Falls die Saison in der NHL doch fortgesetzt würde, würden Sie sich im Falle eines Titelgewinns der Pinguine auch als Meister fühlen?

Ehrhoff (lacht): Das weiß ich nicht, vielleicht zu einem kleinen Teil. Aber bis dahin ist es ja noch ein weiter Weg. Zunächst kommen ja noch die Play-offs. Auf alle Fälle werde ich die Pinguine weiter im Internet verfolgen.

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